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"Plattform für junge Kunst": Einfach nur sammeln

05.03.2008 | 18:17 | ALMUTH SPIEGLER (Die Presse)

Junge Künstler entdecken. Mit der „Bäckerstraße 4“ eröffnet Anfang April eine für Wien neue Startgalerie.

Alles begann in Ibiza vor sieben, acht Jahren, eigentlich als eine Art kreativer Alarmanlage. Ein befreundeter Kunstsammler empfahl Gabriele Schober, ihr damaliges Ferienhaus doch außerhalb der Saison jungen Künstlern zur Verfügung zu stellen. Nach drei Monaten hinterließen diese dann je ein Werk als Miete. „Das war eigentlich mein erster Kontakt mit zeitgenössischer Kunst“, erinnert sich die mittlerweile ehemalige Werberin (Agentur LCC).

Denn am 1.April eröffnet Schober ihre eigene Galerie, eine Startgalerie von in Wien bisher unbekannter Professionalität. Der Name bezeichnet gleichzeitig auch die Location, „Bäckerstraße 4“, gleich neben der Kix-Bar, gleich gegenüber der Galerie Hohenlohe. Der Zusatz „Plattform“ verheißt, dass hier nicht nur schnöde verscherbelt, sondern verstärkt auch kommuniziert werden soll – Workshops für Künstler zu Marketing und PR sowie „Schwellenangst senken“ für bisher unbedarfte Interessierte, lauten die zwei engagiertesten Vorhaben der Neogaleristin. „Man kann hier auch einfach einen Kaffee trinken und in Kunstmagazinen blättern“, versichert Schober, die früher selbst darunter litt, sich mit Kunst angeblich nicht so auszukennen. Mittlerweile sind einige der jungen Künstler, die sie selbst sammelt, schon von Museen angekauft worden.


Jury von Schneider bis Schmidt-Wulffen

Die Auswahl für ihre Plattform maßt sie sich trotzdem nicht (nur) alleine an. Dafür steht ein Kuratorium gerade, das wahrlich für Qualität bürgen sollte: Neben Schober selbst ist Eckhard Schneider, Direktor des Kunsthauses Bregenz, vertreten, der immerhin schon einmal in der Turner-Preis-Jury war. Die Frankfurter Galeristin Bärbel Grässlin hat bereits an Martin Kippenberger geglaubt und ist mit der österreichischen Kunstszene (Herbert Brandl, Franz West) bestens vertraut. Peter Mießl ist ein Urgestein der Kärntner Kunstszene. Allein die Malerin Adi Rosenblum (Muntean Rosenblum), die einst auf der Wiener Akademie unterrichtete, und Akademie-Rektor Stephan Schmidt-Wulffen werden sich hüten müssen, sich nicht zu sehr für die Studierenden ihrer Reihen zu begeistern. Schließlich sollen Bewerber aller österreichischen Kunstunis die gleichen Chancen haben. „Ich möchte nicht zu einer Außenstelle der Akademie werden“, verspricht Schober.

Viermal im Jahr wird die Jury sechs bis acht Künstler aus den Einreichungen auswählen. Zwei Monate lang werden ihre Arbeiten dann ausgestellt. Bei der ersten Sitzung am 25.März hat die Jury bereits 140 Werke, von Malerei bis Video, durchzuackern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2008)


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