Salzburger Nachrichten am 26. Juni 2006 - Bereich: Kultur
Bachler: "Österreich hat geistig abgerüstet"

WIEN (SN, APA). Burgtheaterdirektor Klaus Bachler übt in der jüngsten Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Profil" heftige Kritik am Zustand Österreichs. "Dieses Land hat geistig eklatant abgerüstet." Das Land sei "in den vergangenen zehn Jahren auf eine fast schmerzhafte Weise gröber, fantasieloser und unsensibler geworden".

Insgesamt sei Österreich "im Fokus der Welt von einem kommunikativen, offenen, sehr beliebten zu einem dubiosen, reaktionären Land geworden", meinte Bachler. Früher habe er auf Reisen immer gern betont, Österreicher und nicht Deutscher zu sein. Inzwischen würde er es lieber umgekehrt halten. Österreich lebe "vor allem von seiner Nostalgie, aber darunter ist was faul im Staat, und zwar gewaltig. Wir riechen einfach schlecht."

Kein gutes Haar lässt Bachler an ORF sowie Wirtschaftsvertretern und Kulturverantwortlichen: "Ganz Österreich will heute dem Kanzler gefallen: Museums- und Operndirektoren, Banken- und Versicherungschefs und die Minister sowieso." Er selbst werde "in die Geschichte eingehen als der einzige Burgtheaterdirektor, der dem Kanzler niemals die Hand geschüttelt hat".