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24.04.2003 - Ausstellung
MARTIN JANDA: AUTONOMISIERUNG - KROBATH WIMMER: KLEBEBAND - JULIUS HUMMEL: FINGERSTÜCKE


kunstraum

Wo steht die Skulptur heute? Findet sie nach Landart, Installations- und New-Media-Hype wieder zurück zur "autonomen" Skulptur? Und hat uns diese noch - oder: wieder - etwas zu sagen? Vor allem letztere beiden Fragen umkreist die Ausstellung "Discussing sculpture". Ja, sie hat uns etwas zu sagen - aber es braucht ein Surplus: so etwa könnte der Befund lauten, den dieses kleine feine Projekt liefert. Kaum ein Objekt in der Ausstellung, das sich mit der ihm eigenen Ästhetik zufrieden gibt - am ehesten noch Ettore Spalettis schwarzes Keramikquadrat mit Blattgoldecke. Joe Scanlan und Ayse Erkmen hingegen fordern mit ihren dem Alltag entlehnten, verfremdeten Objekten die Rückbindung an die Lebenswelt. Von hier aus schlägt Giuseppe Gabellone die Brücke zur Fotografie. Asta Gröting wiederum beobachtet per Video eine Schwimmerin, als wäre die tänzelnde Bewegung selbst ein Akt der Bildhauerei. Radikale Autonomie, die sich dem Absurden nicht zu entziehen vermag, thematisiert schließlich Werner Feiersinger in einem aus Stahl geschweißten Objekt in Form eines Kahns. (I., Eschenbachg. 11; bis 17. Mai)

KROBATH WIMMER: KLEBEBAND

Klebeband, Leinwand, schwarze, weiße und manchmal graue Dispersion sowie konzeptuelle Strenge und optisches Gespür - das sind die Basics der Malerei Esther Stockers. Aus diesen mixt sie ihre Bilder, die Auge und Gehirn des Betrachters zum Kombinieren herausfordern. Kästchen, Blöcke, Ebenen bauen sich da Bild und - im Falle eines Wandreliefs - auch Raum füllend auf, und doch zielt alles auf eine Aushebelung der Geometrie. Visuelle Marken hinterlassen nämlich einzig Fehl- und Leerstellen. Dem gemalten Bild steht also jenes gleichberechtigt gegenüber, das im Kopf des Betrachters entsteht (I., Eschenbachgasse 9; bis 17. Mai.)

JULIUS HUMMEL: FINGERSTÜCKE

Ein lange unter Wert Geschlagener ist der in der Plischke-Klasse ursprünglich zum Designer ausgebildete Heinz Frank. Julius Hummel präsentiert den radikalen Einzelgänger nun in einer Personale, die trotz aller Intimität und Verspieltheit auch retrospektiven Charakter hat. Gezeigt werden Skulpturen und Zeichnungen aus drei Jahrzehnten. Bei den Skulpturen fällt neben der souveränen Materialbeherrschung - Frank arbeitet bevorzugt mit edlen Hölzern, Keramik, Stein, Metall - und der Affinität zu philosophischen Titeln vor allem die Hinterfragung des Skulpturenbegriffs ins Auge. Schließlich bringt Frank immer wieder die Architektur ins Spiel - ganz so, als wollte er mit seinen Skulpturen den Missing link zwischen Mensch, Behausung und Gegenstand wiederherstellen. (I., Bäckerstr. 14; bis 10. Mai) Johanna Hofleitner



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