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kunstraum
Wo steht die Skulptur heute? Findet sie nach Landart,
Installations- und New-Media-Hype wieder zurück zur "autonomen" Skulptur?
Und hat uns diese noch - oder: wieder - etwas zu sagen? Vor allem letztere
beiden Fragen umkreist die Ausstellung "Discussing sculpture". Ja, sie hat
uns etwas zu sagen - aber es braucht ein Surplus: so etwa könnte der
Befund lauten, den dieses kleine feine Projekt liefert. Kaum ein Objekt in
der Ausstellung, das sich mit der ihm eigenen Ästhetik zufrieden gibt - am
ehesten noch Ettore Spalettis schwarzes Keramikquadrat mit Blattgoldecke.
Joe Scanlan und Ayse Erkmen hingegen fordern mit ihren dem Alltag
entlehnten, verfremdeten Objekten die Rückbindung an die Lebenswelt. Von
hier aus schlägt Giuseppe Gabellone die Brücke zur Fotografie. Asta
Gröting wiederum beobachtet per Video eine Schwimmerin, als wäre die
tänzelnde Bewegung selbst ein Akt der Bildhauerei. Radikale Autonomie, die
sich dem Absurden nicht zu entziehen vermag, thematisiert schließlich
Werner Feiersinger in einem aus Stahl geschweißten Objekt in Form eines
Kahns. (I., Eschenbachg. 11; bis 17. Mai)
KROBATH WIMMER: KLEBEBAND
Klebeband, Leinwand, schwarze, weiße und manchmal graue
Dispersion sowie konzeptuelle Strenge und optisches Gespür - das sind die
Basics der Malerei Esther Stockers. Aus diesen mixt sie ihre Bilder, die
Auge und Gehirn des Betrachters zum Kombinieren herausfordern. Kästchen,
Blöcke, Ebenen bauen sich da Bild und - im Falle eines Wandreliefs - auch
Raum füllend auf, und doch zielt alles auf eine Aushebelung der Geometrie.
Visuelle Marken hinterlassen nämlich einzig Fehl- und Leerstellen. Dem
gemalten Bild steht also jenes gleichberechtigt gegenüber, das im Kopf des
Betrachters entsteht (I., Eschenbachgasse 9; bis 17. Mai.)
JULIUS HUMMEL: FINGERSTÜCKE
Ein lange unter Wert Geschlagener ist der in der
Plischke-Klasse ursprünglich zum Designer ausgebildete Heinz Frank. Julius
Hummel präsentiert den radikalen Einzelgänger nun in einer Personale, die
trotz aller Intimität und Verspieltheit auch retrospektiven Charakter hat.
Gezeigt werden Skulpturen und Zeichnungen aus drei Jahrzehnten. Bei den
Skulpturen fällt neben der souveränen Materialbeherrschung - Frank
arbeitet bevorzugt mit edlen Hölzern, Keramik, Stein, Metall - und der
Affinität zu philosophischen Titeln vor allem die Hinterfragung des
Skulpturenbegriffs ins Auge. Schließlich bringt Frank immer wieder die
Architektur ins Spiel - ganz so, als wollte er mit seinen Skulpturen den
Missing link zwischen Mensch, Behausung und Gegenstand wiederherstellen.
(I., Bäckerstr. 14; bis 10. Mai) Johanna Hofleitner
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Presse | Wien
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