Kultur

Kunst ins klerikale Salzburg

25.04.2007 | SN
Der Bildhauer Stephan Balkenhol wagt sich mitten ins klerikale Salzburg: Zwischen Dom, Dompfarre und Stift St. Peter soll sein "Mensch auf Kugel" stehen.

Salzburg (SN-hkk, stl). Der deutsche Bildhauer Stephan Balkenhol hat seinen Entwurf für jenes Kunstwerk fertig, das am 26. Juli, dem Tag vor Eröffnung der Salzburger Festspiele, enthüllt werden wird. Es soll das sechste Auftragswerk für moderne Kunst in der Salzburger Altstadt werden. Auftraggeber für diese Kunst im öffentlichen Raum ist die Salzburg Foundation, die dieses auf zehn Jahre und zehn Kunstwerke angelegte Projekt mit Geld von Sponsoren wie Crédit Suisse und Mäzenen finanziert.

Details von Balkenhols Plänen wurden am Mittwoch bekannt. Sein Werk für Salzburg wird demnach aus zwei Bronzeskulpturen bestehen: einer kleinen Frauenfigur, die im Toscaninihof in einer bereits vorhandenen Nische über dem Eingang zur Parkgarage platziert wird, sowie einem sieben bis acht Meter hohen "Menschen auf Kugel" (siehe Skizze) auf dem Kapitelplatz. Dieser böte Raum für eine neue Skulptur, denn er sei nicht streng geplant, sondern - ähnlich wie der Max-Reinhardt-Platz - gewachsen. Anders Dom- und Residenzplatz: Diese sind exakt angelegt und mit dominanten Skulpturen (Mariensäule und Residenzbrunnen) besetzt.

Der genaue Standort für Balkenhols "Mensch auf Kugel" ist noch nicht fixiert. Nach Angaben Walter Smerlings von der Salzburg Foundation soll eine Stelle beim Schachbrett neben den Dombögen gesucht werden. Im Mai werde dies mit den Anrainern (insbesondere dem Erzabt von St. Peter und dem Erzbischof), Bürgermeister Heinz Schaden und dem Künstler erörtert.

Domkustos und Dompfarrer Balthasar Sieberer hingegen lehnt einen Ort in der Nähe des Domes ab und schlägt die schmale Fassade der Dompfarre (rechts von der Pferdeschwemme) vor. Dort sei eine Skulptur am besten sichtbar, da die meisten Menschen von Dombögen oder Kapitelgasse in Richtung Festungsgasse gingen. Stört es nicht, wenn vor den Fenstern der Dom-pfarre eine hohe Skulptur steht? Diese Beeinträchtigung sei nicht so groß, als dass man damit nicht leben könnte, entgegnet Sieberer. "Ich bin ein praktischer Mensch."

Zeitgenössische Kunst in der Altstadt ist in Salzburg ein derart neuralgisches Thema, dass sich am Mittwoch mehrere Gemeindepolitiker zu Wort meldeten. Nach Ansicht von Gemeinderätin Doris Tazl ("Für Salzburg/Liste Tazl") ist Balkenhols Entwurf "banal und für die Salzburger Altstadt eine Zumutung". Diese Entscheidung des Bürgermeisters sei "ein politischer Alleingang, ein unnötiger Kniefall vor der Kulturmafia und eine Ohrfeige für die Altstadt". Gegen solche "reflexartige Ablehnung von Kunstwerken" sprach sich postwendend Gemeinderat Michael Wanner für den SPÖ-Gemeinderatsklub aus. Auch ÖVP-Klubchefin Claudia Schmidt kommentierte vorsichtig: "Die ÖVP wartet auf die Projektunterlagen und wird danach entscheiden, ob die Altstadt ein geeigneter Standort für dieses Kunstwerk ist."

"Für Intoleranz wird in dieser Stadt kein Platz sein", erwiderte Bürgermeister Heinz Schaden im SN-Gespräch auf Tazls Angriffe. Die Salzburg Foundation habe bisher Klassiker der zeitgenössischen Kultur aufgestellt und solle nicht "vergrausigt werden". Demnächst werde der Beirat für Kunst im öffentlichen Raum mit Balkenhols Projekt konsultiert, danach sei politisch zu entscheiden, ob der Kapitelplatz für diese Skultpur geeignet sei. "Man muss abwägen, ob sich das Kunstwerk mit den Veranstaltungen auf dem Platz verträgt."

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