Salzburger Nachrichten am 19. April 2006 - Bereich: Kultur
Von Kunst und Geschäft KARL HARB
Also: Ostern ist vorüber, ein stabiles Frühlingswetter nicht in Sicht,
die "ER-Lösung" hat auch nicht stattgefunden, nur ein kleiner
Schweigemarsch. Viel Aufregung gab's und keine Kreuzigung. Der wie immer
in solchen Fällen zum Großformat aufgelaufene kleine Mitbewerber mochte
gar keine Ruhe finden, auch wenn schon längst nichts mehr war. Wenden wir
uns somit wichtigeren Dingen des Lebens zu. Beispielsweise der
Verschwendung von Steuergeldern. Mit diesem Vorwurf sieht sich die
Kulturszene ja öfter konfrontiert. Da wird dann gegengerechnet, was die
unnütze Kunst verschlingt, wo doch nie genug Geld für Kindergärten,
Schulen, Krankenhäuser, Altersheime, Wohlfahrtseinrichtungen und
dergleichen da ist. Der (Seiten-)Hieb sitzt immer, auch wenn die Keule,
mit der er ausgeführt wird, nicht das schlagkräftigste Instrument ist. Das
Eine ist das eine (Kunst), das Andere das andere (Bildung, Wohlfahrt). Und
für beides muss ein gewisser Anteil an Steuergeld da sein. Das Fatale ist
natürlich, dass es auf beiden Seiten immer zu wenig ist. Bevor also die
nächste Erregung losgeht und das Mai-lüfterl wieder zum Kunst-Sturm führt
(Sie wissen schon: umgedrehter Hubschrauber, Bauzaun, Müllinstallation),
rechnen wir also ein bisschen gegen. Der Hubschrauber, so er kommt, fliegt
ja nicht ein. Er muss aufwändig von einer Transportfirma herbeigeschafft
werden. Diese wird ihre Leistung genau so den Veranstaltern verrechnen wie
das Unternehmen, das die benötigten Kräne zur Aufstellung und allfälligen
Umdrehung zur Verfügung stellt. Auch das Material für den Bauzaun muss
(wohl von einer Holzfirma) angeliefert werden - womöglich nicht umsonst.
Handwerker werden benötigt, Lastwagenfahrer, Kranführer, Monteure - und
alle kosten Geld. Genauso wie die Kuratoren, Organisatoren, Personal, die
Honorar bzw. Gehalt für ihre Arbeit bekommen. Sagen wir's rundheraus:
Kunst ist ein gutes Geschäft. Von jedem Kultureuro fließen nicht wenige
Cent in die Wirtschaft. Also sind die 1,35 Mill. Euro (für kontracom06),
mit denen übrigens 16 unterschiedlichste Kunstprojekte bezahlt werden und
nicht nur ein Hubschrauber, kein hinausgeschmissenes Geld. Es gibt dafür
auch ein schönes Wort: Umwegrentabilität. Diese gilt nicht nur für
Festspiele, wo beispielsweise Friseure künftig ihre Kundinnen gegen
Vorweis einer Eintrittskarte sogar sonntags schön machen dürfen. Fallweise
liegt das (Retour-)Geld sogar auf der Straße... |