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Die umfassendste Kubin-Schau, die es jemals in Tirol gegeben hat, findet derzeit im Schwazer Rabalderhaus statt.

SCHWAZ. Zu sehen ist ein Querschnitt durch das einzigartige grafische Werk des Meisterzeichners aus dem Besitz des Dom- und Diözesanmuseums Wien. Dieses besitzt rund 600 Blätter Kubins, geerbt vom kunstsinnigen Monsignore Otto Mauer, einem wichtigen Gesprächspartner des schwierigen Alfred Kubin.

Er hauste einzelgängerisch in einem idyllischen Schlösschen im oberösterreichischen Zwickledt, manisch anzeichnend gegen die Dämonen, die seine Innenwelt bevölkerten.
Der 1877 in Böhmen geborene Alfred Kubin war als Mensch ein Grenzgänger, zugetan allem Düsteren und Skurrilen, wie er es auch schreibend in seinem Buch "Die andere Seite" formuliert hat. Die Originalzeichnung für das Deckblatt dieses Buches ist in der großartigen Schwazer Schau genauso zu sehen wie Blätter aus allen Phasen von Kubins gewaltiger künstlerischer Entwicklung vom Symbolisten hin zum Expressionisten.

Alfred Kubin war einer, der es mit sich nicht leicht gehabt hat. Schon als Kind zeigten sich bei ihm sadistische Züge, in der Pubertät manifestierte sich sein gestörtes Verhältnis zum weiblichen Geschlecht. Kubin war lebenslang ein von Dämonen Gepeitschter, ausgesetzt düsteren Träumen und schrecklichen Gesichten, die oft visionäre Züge trugen.

Sein verworrenes Innenleben ließ Kubin fantastische Bilder gebären, formuliert in Handschriften, die sich unter dem Einfluss der Kunst seiner Zeit immer wieder wandelten. Aus allen diesen Phasen ist die Schwazer Schau mit exzellenten Beispielen bestückt, den Bogen spannend vom biedermeierlich hübschen Frauenbildnis über die biblische Illustration bis zur obsessiven Horrorvision.
2002-03-28 16:50:18