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LENTOS: Findet sich nicht rasch ein Sponsor, bleibt das neue Museum noch länger ohne Hülle

Beton-Nackedei am Linzer Donauufer

Auch als großer grauer Betonklotz hat dieses Gebäude mitten im klirrenden Schnee-Weiß für manche ja durchaus einen gewissen monumentalen Reiz. Als hätte ein Künstler ein zu Stein geronnenes, irritierendes , dickes Brett der winterschlafenden Stadt Linz als Skulptur vor den (Brücken-)Kopf genagelt.

Dermaßen kritische Ansätze sind bei diesem Bauwerk ab Oktober 2002 zudem zwingender Inhalt, handelt es sich bei dem Rohbau doch um das erfreulich rasch realisierte neue Linzer Kunstmuseum Lentos.

Dennoch: Viele ärgern sich über den Block und geplant war es nun tatsächlich nicht, dass das Lentos bis zu seiner Fertigstellung im Oktober als praemuseale Beton-Nackedei am Linzer Donauufer thront. Bevor nämlich das Bauwerk seine leuchtende gläserne endgültige Hülle bekommen soll, hätte eigentlich bedrucktes Gewebe das ganze Gebäude einhüllen sollen.

Darauf wären die Sammlungsbestände der Neuen Galerie der Stadt Linz präsentiert worden, die ja im Herbst in das Lentos übersiedelt. Was aber ist nun aus dieser guten Idee von Stadt Linz und Neue-Galerie-Direktor Peter Baum geworden?

"Derzeit schaut es dafür leider ziemlich schlecht aus" - so der Linzer Vizebürgermeister und Kulturstadtrat Reinhard Dyk im OÖN-Gespräch: "Es ist anscheinend nicht finanzierbar. Wir haben zwar große Anstrengungen unternommen, haben auch bei Agenturen so einen kleinen Wettbewerb veranstaltet, um reizvolle Ideen für Sponsoren präsentieren zu können."

Peter Baum hatte seinerseits einen Entwurf geliefert, wie die Kunstwerke aus den galerieeigenen Beständen am besten nach außen transportiert werden sollten. "Aber das können wir nicht aus dem Baubudget finanzieren!", sagt Dyk weiter. Die Kosten für diese, auch für Kunst-Laien optisch ansprechende Lösung würden sich übrigens auf über 72.672€ (über eine Million Schilling) belaufen.


Blau schimmernde Hülle

Firmen könnten hier - umgeben von den großartigen Motiven zwischen Chagall, Klimt, Schiele, Kokoschka, Keith Haring oder Hermann Nitsch - ihre Logos oder Botschaften präsentieren.

"Das Gewebe ist jenem ähnlich, das jetzt auf dem Rathaus in Urfahr beim neuen Bürgerservice verwendet wurde. Nur etwas heller, damit die Bilder besser herauskommen. Wir haben mit rund zwanzig Firmen wegen des Sponsorings gesprochen, aber es ist bis jetzt leider zu keinem Abschluss gekommen!" Sollte sich doch noch ein Sponsor finden: In vollem Umfang wird das Projekt nicht mehr realisiert werden können.

Was ist mit Projektionen? Wären die nicht einfacher und kostengünstiger? Dazu Dyk: "Auch das haben wir uns überlegt. Aber dafür müssten wir den Beton streichen, weil sonst die Farbenkraft verloren geht."

Nun - das würde sich jetzt wohl auch kaum mehr auszahlen, wenn schon im April die Gleichenfeier ist und dann ohnehin die Glas- und Fassadenarbeiten beginnen und die neue Außenhaut zu sehen sein wird.

Eine blau schimmernde Fülle, die das Lentos unweigerlich zu einem anderen Hingucker macht. Sein wertvoller Kunst-Inhalt wird das wohl ohnehin.


OÖN vom 04.01.02 zuletzt geändert am: 03.01.02 16:29:31


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