Fünf Tage dauern die meisten Messen: Während dieser Zeit konkurrieren wie auf der Art Basel rund 300, auf der Frieze in London immer noch 150 Galerien darum, Kontakte zu einer kleinen Schar internationaler Sammler, Kuratoren und Kritiker aufzunehmen. Aber diese begehrten Kunden werden immer unwilliger, von Messe zu Messe zu reisen und dort zeitaufwendig durch die Gänge flanierend neueste und bekannte Werke zu suchen.
Aus New York kommt jetzt ein Modell, das darauf reagiert: „VIP Art
Fair“ heißt das Projekt, eine am 22. Jänner eröffnende Kunstmesse, die
ausschließlich im Internet stattfindet. Der Begründer James Cohan hat
dabei aber nicht nur die körperliche Bequemlichkeit der Besucher im
Auge. Der Galerist will auch surfenden Kunstfreunden in den
verwirrenden Weiten des Internets einen Qualitäts-Filter bieten: „ein
Werkzeug, mit dem sie von überall auf der Welt Zugang zu den führenden
zeitgenössischen Galerien haben.“
Für die „Besten der Besten“.
So ist die VIP Artfair auch nur für die „Besten der Besten“ gedacht.
Cohan hat zusammen mit Partnerin Jane Cohan und den IT-Spezialisten
Jonas und Alessandra Almgren prominente Zugpferde für die Idee gewinnen
können: Gagosian, David Zwirner, Hauser & Wirth, White Cube und Max
Hetzler.
Die VIP Art Fair eröffnet am 22.Jänner 2011 um zwei Uhr morgens und
schließt am Sonntag, 30.Jänner um 1.59 Uhr. Nur eingeladene Galeristen
dürfen teilnehmen. Zwischen fünf und 20.000 US-Dollar kostet ein
virtueller Stand. Dafür können bis zu 100 Abbildungen ins Netz gestellt
werden, davon 20 sichtbar in der auch nicht-zahlenden Besuchern
zugänglichen Ebene, die übrigen im „privaten Inventar“. Jederzeit kann
Verkauftes entfernt und die öffentliche Präsentation geändert werden.
Der Besuch der Messe ist kostenlos, erfordert keine speziellen
Computer-Programme, selbst ein Rundgang mit iPhone ist möglich. Wer
allerdings die interaktiven Möglichkeiten nutzen will, zahlt für die
beiden ersten Tage 100, danach 20 US- Dollar.
Privatvorführungen.
Jenen Interessierten, die bereit sind, „Eintritt“ zu zahlen, können die
Galerien in den „Private Rooms“ außerdem in Echtzeit Werke vorführen.
Sogar Freunde kann man einladen und seine beim Online-Rundgang
zusammengestellten Hit-Listen in die VIP-Lounge stellen. Wie bei der
Hotelsuche stehen für die Listen Auswahlkriterien, etwa Namen, Medien
oder Preise, zur Verfügung.
Das klingt alles absolut perfekt, entfallen für die Besucher doch Anreise, Fußmüdigkeit und Rückenschmerzen vom Wandern durch die Gänge. Und die Galeristen brauchen einerseits keine teuren Transporte und Hotelkosten mehr zu zahlen und müssen andererseits nicht mehr in der Hektik der Messe mühsam um die Konzentration der potenziellen Käufer kämpfen. Jetzt können sie von jedem Ort der Welt aus ihren Stand betreuen, selbst im Bett oder beim Abendessen das Interesse der Besucher verfolgen – und das müssen sie eigentlich auch. Denn vorgesehen ist, dass die Stände aufgrund der vielen Zeitzonen pro Tag 18 Stunden lang besetzt sind.
Andererseits klingt das Ganze auch nach einer Idee aus längst
vergangenen Zeiten des Kunstmarkt-Booms, als die Qualität kaum zählte,
weil nur Namen gekauft wurden. Kaufen die Menschen nach der Krise immer
noch so unbeschwert Kunst, ohne einen Blick auf das reale Werk zu
werfen? Die Galerien Ursula Krinzinger und Galerie Nächst St. Stephan
Rosemarie Schwarzwälder jedenfalls glauben daran – zusammen mit 135
Galerien aus 30 Ländern. Die Anmeldung ist bereits möglich, die
Aktivierung des Codes beginnt am 15. Dezember.
www.vipartfair.com