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Schwerblütig in drei Dimensionen

Der Telfer Bildhauer Martin Gundolf ist nach schwe-
rer Krankheit im Alter von 75 Jahren gestorben.


TELFS (schlo). In seinen vielen Arbeiten im öffentlichen und sakralen Raum wird der aus Wenns im Pitztal stammende Gundolf aber weiterleben. Erst vor zwei Jahren hat er mit dem Fasnachtsbrunnen für den Telfer Wallnöferplatz ein monumentales Werk fertiggestellt, das mit "wunderbarer Symbolkraft" erfüllt ist, wie BM Helmut Kopp anlässlich der Enthüllung des Brunnens sagte.

Gundolfs prägender Lehrer an der Innsbrucker HTL war der Bildhauer Hans Pontiller, um seit den frühn Fünfzigerjahren eine charakteristische Handschrift zu entwickeln. Mehr als in der Freiplastik fühlte sich Martin Gundolf im Relief wohl, im in der Fläche ausgebreiteten Spiel mit rhythmisch stilisierten Formen. Rundes wird in Balance mit Eckigem gebracht, die offene mit der geschlossenen Form konfrontiert, das Erzählerische mit dem Abstrakten.

Mit dem Thema Fasnacht hat sich der Wahltelfer Martin Gundolf sein ganzes Künstlerleben lang auseinandergesetzt. Eine vielteilige Serie kleiner Reliefs ist zu diesem Thema entstanden. Hier konnte der Künstler seine Liebe zum Erzählerischen ausleben, aber auch seine satirische Ader.
Gundolfs Ausflüge in die leichtere Muse waren allerdings selten: Zu schwerblütig war seine mentale Verfasstheit, zu tief sein Denken und Empfinden.
2003-05-19 16:47:47