Hans Staudacher, der
international renommierte österreichische Maler, feiert seinen
achtzigsten Geburtstag.
Anfang der siebziger Jahre ging er, wie
früher einmal die Schneiderinnen oder Schuster, „auf die Stör“.
Gegen Kost und Logis malte er beispielsweise für den Kitzbüheler
Galeristen Ferdinand Maier Bilder, die dann ausgestellt wurden.
Verkauft wurde wenig, was vielen heute Leid tun muss, da der
Marktwert von Bildern Hans Staudachers inzwischen auf bis zu 70.000
Euro geklettert ist.
Aus Anlass des achtzigsten Geburtstags
des am 14. Jänner 1923 in St. Urban am Ossiacher See Geborenen
sitzen die Klischees locker. Die Klischees vom Autodidakten und
Einzelgänger, vom Eisenbahnerkind, das in einer Holzhütte aufwuchs
und sich den Sprung in die Kunstwelt als Schwimmlehrer und
Teppichwäscher verdiente.
Aber das war die häufige Realität
einer Generation, die, halbwüchsig in den Krieg geworfen, sich
danach mithilfe der Kunst von dessen Traumata zu befreien suchte –
„um meine Seele zu retten“, wie Staudacher sagte. Ein Fluchtpunkt
auf dem Weg zur Rettung der Seele war die Natur, eine ungebändigte,
wilde Gegenwelt, die sich anfangs in gestischen Zeichnungen von
Pferden, Katzen und Vögeln Freiheit verschaffte.
Reine Abstraktion
Von da war es nur ein
kleiner Schritt zur reinen Abstraktion, zu der ihm in Paris Georges
Mathieu den Weg wies. „abstrakte kunst“, schrieb Staudacher 1960 in
einem Manifest, „ist handschrift, farbe, tanz, spiel, zeichen,
einfall, rede, wort, überfluss, bewegung,
geschwindigkeit.“
Dass er mit seinen spontanen, rhythmischen
Arbeiten, die Aggressivität, aber auch Poesie und – das ist ihm
wichtig – „Übermut“ ausstrahlen, dem „lyrischen Informel“ zugeordnet
wurde, ist eine kunsthistorische Verengung. Happenings,
Schüttaktionen, dauerndes Übermalen der eigenen Bilder kennzeichnen
Staudachers neugieriges Schaffen ebenso wie seine Beschäftigung mit
Sprache und Musik.
Für den 1950 nach Wien Gezogenen wurde die
Künstlervereinigung Secession nicht nur zur geistigen, sondern auch
zur physischen Heimat. Staudacher hatte in dem damals noch alles
andere als prächtigen Secessionspavillon sein Bett aufgeschlagen. Er
leitete dort legendäre Künstlerfeste wie das „Spiralenspektakel“.
Und er gestaltete Gemeinschaftsausstellungen wie „Who is who“, in
der zum ersten Mal die späteren Wiener Aktionisten zu sehen waren.
Vielleicht stand dieser Einsatz für gemeinsame Anliegen von
Künstlern der eigenen Karriere des „Staudi“ im Weg. Obwohl er
Österreich auf den Biennalen von Venedig, Tokio und São Paulo
repräsentiert hatte, blieb ihm in Wien der Erfolg lange verwehrt.
Die siebziger Jahre waren keine lustigen Zeiten für den Künstler und
ebenso wenig für seine Familie. „Ich arbeite wie ein Fechter“, sagte
er.
Dass die spätere finanzielle Anerkennung nicht mit der
Wiederbeachtung der vorschnell totgesagten Malerei zu tun hatte,
sondern mit einer schweren Krankheit des 65-Jährigen, „die viele
schnell noch etwas kaufen ließ“, gehört wahrscheinlich zu den
Mystifikationen des notorischen Ironikers.
Der erfreut sich
achtzigjährig guter Gesundheit, Schaffenskraft und Lebenslust. Zur
eigenen Freude und der seiner Freunde. Nicht zuletzt jener
Galeristen und Sammler, die immer an ihn geglaubt haben.