Einen wesentlichen Ausgangspunkt bildet die Annahme, dass die Wahrnehmung der Situation im Nahen Osten aus europäischer Perspektive meist auf einer vereinfachenden Schwarz-weiß-Sichtweise beruhe und auch die mediale Berichterstattung komplexere Aspekte oft wegfiltere. Die Ausstellung behandelt laut Karlheinz Essl ein "brisantes und heikles Thema": "Wir wollen aber kein politisches Statement abgeben, auch nicht Partei ergreifen, sondern ein künstlerisches Forum bieten." Fasziniert hätte ihn der Umstand, dass "Künstler etwas Verbindendes über alle religiösen und politischen Grenzen hinweg" hätten.
Vereinnahmungsprobleme
Essl erwähnte "Irritationen im Vorfeld" der Ausstellung, die Kuratorin Schneider in der Sorge mancher der 22 teilnehmenden Künstler begründet sieht, unter dem "Banner" europäisch geprägter "Friedensvisionen" politisch vereinnahmt und "missbraucht" zu werden. Derschmidt berichtete über künstlerische Projekte wie "Unrecognized" des israelischen Co-Kurators Tal Adler, der sich mit staatlich nicht anerkannten Beduinen im Negev beschäftigt, oder "Through Language" der Gruppe Parrhesia, ein visuelles arabisch-hebräisches Wörterbuch, dem in Wien noch eine deutsche Übersetzung hinzugefügt wurde. Als weitere Co-Kuratorin fungiert die palästinensische Sängerin Amal Murkus.
Viele Arbeiten, die in Klosterneuburg zu sehen sein werden, setzen sich mit Problemen der Zivilgesellschaft auseinander, die auch in Rahmenveranstaltungen thematisiert werden sollen. So werden bei einem Symposion am 18. Mai im Essl Museum politische und gesellschaftliche Fragen erörtert, darunter der Begriff "Homeland / Heimat" oder der arabisch-jüdische Feminismus. Eine Info-Lounge bietet den Besuchern zusätzliches Hintergrundwissen über die Nahostregion und ihre Verbindungen mit der österreichischen Geschichte. (APA)