Kultur

Sinnliche Erfahrungsräume

14.06.2007 | SN
Am Freitag wird in Kassel die documenta 12 eröffnet - Schule des Sehens

MARTIN BEHR berichtet aus Kassel Der auf dem Friedrichsplatz von der Künstlerin Sanja Ivekovic gesäte Mohn blüht noch nicht, aber 190 der insgesamt 1001 vom Künstler Ai Weiwei zur documenta eingeladenen Chinesen sind bereits in Kassel eingetroffen. Und Robert M. Buergel, der künstlerische documenta-Leiter, zitiert - für die Fotografen - mit seiner Lebensgefährtin und Kuratorin Ruth Noack vor dem Fridericianum freudige Tanzschritte. Die Entspanntheit hat einen guten Grund: Das lange Warten ist vorbei, das Museum der 100 Tage kann nach dreieinhalb Jahren Vorbereitung seine Pforten öffnen.

Die Nebel lichten sich, Buergel und Noack präsentierten am Mittwoch die mit Spannung erwartete Künstlerliste der documenta, die am kommenden Freitag mit einem Volksfest und keinen VIP-Galaempfängen eröffnet wird. 113 Kunstschaffende aus aller Welt haben rund 500 Kunstwerke für eine Großausstellung beigesteuert, die sich von anderen Mega-Kunstevents, Messen oder Biennalen bewusst abgrenzen will. Die mit Vehemenz an die Wahrnehmungsfähigkeit des Publikums appelliert, die zeitgenössische Kunst mit älteren Werken bewusst in Dialog setzt und die eine Schule des Sehens und der Langsamkeit sein will. Ruhige, farbsinnliche Erfahrungsräume statt laut-kommerzieller Sensationskunst, lautet das Motto.

"In den vergangenen Tagen ist mir oft durch den Kopf gegangen, was ich hier eigentlich mache", erklärte der 44-jährige Roger M. Buergel bei der Pressekonferenz am Mittwoch. Er versteht die Ausstellung nun als Medium, als Möglichkeit für menschliche Evolution: "Die documenta kann ein Schritt sein - wenn die Ausstellung funktioniert - die Leute dazu zu ermuntern, diese Kraft und diese Intelligenz in sich zu kultivieren."

Medienstar der documenta ist bislang der spanische Koch Ferran Adria, dessen Einladung durch Buergel überrascht hat und die Hermetik der bildenden Kunst auflöst. Wie der Beitrag Adrias aussieht? Ein Tisch im gefeierten Lokal elBulli an der Costa Brava ist täglich für ausgesuchte documenta-Gäste reserviert. Elitäre (Koch-)Kunst für wenige, Kulinarik-Fest für alle Sinne. Als ihre ursprünglichen drei Hauptmotive für die Schau nennen Buergel und Noack indes die Frage nach der Moderne, nach dem bloßen Leben und nach der Bildung.

Hinzugekommen sei weiters ein Interesse an der "Form der Migration": Es gehe um die These, dass Globalisierung keine Erfindung der Neuzeit sei, sowie um den Ansatz, Werke unterschiedlichster Epochen und Formen ästhetisch miteinander in Beziehung zu setzen. Aus österreichischer Sicht gibt es auf der Künstlerliste keine Überraschungen: Auf der documenta sind heuer neben der Kärntnerin Ines Doujak die Komponistin Olga Neuwirth, die beiden in Berlin lebenden Künstler Peter Friedl und Gerwald Rockenschaub, der Wiener Florian Pumhösl sowie der in Wien und Berlin lebende Hamburger Simon Wachsmuth vertreten. Die mit einem 19-Millionen-Euro-Budget ausgestattete documenta 12 vereint vier Hauptstandorte und fünf "Außenstellen".

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