diepresse.com
zurück | drucken

28.11.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Galerie Hummel: Eros

kunstraum

Von Franz Graf war schon lange nichts mehr zu sehen. Seit 1997 kümmerte sich der heute 51-Jährige vor allem um seine Studenten auf der Akademie der bildenden Künste. Seine Klasse wird 2006 aufgelöst - ein guter Anlass, sich wieder intensiver ums eigene Werk zu kümmern. Graf tut das mit gleich zwei sehr guten Ausstellungen, mit den Trieben Eros und Thanatos als Ausgangspunkten. In der Galerie Hummel wird dem fleischlichen Begehren gehuldigt. Die kleinen Gewölberäume bieten einen intimen Rahmen. Der begnadete Zeichner Graf verbindet Figuratives mit Schriftzügen und Ornamenten. So wird das in breiten Lettern gemalte Wort "Love" von einer gezeichneten Pistole begleitet (12000 €), ein Tier trägt den blutroten Buchstaben "W" für Wolf über dem Kopf (8800 €). Unter unkonventionelle Frauenakte mischt Graf anatomische Zeichnungen, Schriftbilder, Abstrakt-geometrisches. Für Wandinstallationen verwendet er vorgefundenes Bildmaterial: weibliche Körper, von Kunstgeschichte bis zu Porno. Passend blitzen Lichtreflexe von einer von der Decke hängenden Discokugel über die Bilder. (Bis 17. 12., Bäckerstr. 14, Wien 1)

Galerie Kargl: Thanatos

Auch für diese verwinkelten Räume ist Graf ein Spannungsbogen gelungen: Beim Betreten der Galerie Kargl deuten die Pfeile eines Bildes und zweier Leuchtboxen nach unten. Im Souterrain weist eine Wandzeichnung den Betrachter an: "Go deeper". Von der Decke hängen Ketten mit einer Machete und einem eisernen Friedhofskreuz. An der Wand lehnen Äste, umwickelt von schwarzen Satinbändern. Ein ausgestopfter Rabe wacht über diese Gothic-Installation. Im nächsten Raum läuft ein im Wald gedrehtes Video, das an den Gruselfilm "Blair Witch Project" denken lässt. Dunkles Rot ist auch in dieser Schau die einzige Farbe. Graf verwendet für seine Zeichnungen Grafit, bringt mal schlichte Zahlenreihen, mal florale Muster auf Leinwände. Die gewollt düstere Ausstellung zeigt auch ältere Frauenporträts und Collagen. Nichts erscheint hier zufällig: Grafs Anordnung zeugt von der Insistenz seiner assoziativen Methode, die Leichtes und Schweres perfekt austariert. (Bis 14. 1. Schleifmühlg. 5, Wien 4)

Galerie Karenina: Chaos

Eine Präsentation von Grafs Klasse: In St. Petersburger Hängung füllt ein Kuddelmuddel von 50 Studierenden aus 20 Nationen die Wände. Fast alle zeichnen und malen gegenständlich. Zuerst stechen kitschige Landschaften und sexuelle Motive ins Auge. Im Vergleich zu anderen Studentenausstellungen wirkt die Kunst positiv unangepasst, aber feinere Arbeiten gehen in der lauten, auf Freiheit zum Trash pochenden Schau unter. Bei längerer Betrachtung fallen zurückhaltende Arbeiten von Bruno Hofmann und Christine Schubert auf. Und von wem stammen diese akkurat gezeichneten Akte? Adam Mühl, Otto Mühls Erstgeborener, vertritt einen überraschend akademischen Stil. (Bis 12. 12., Opernring 21/12) Nicole Scheyerer

© diepresse.com | Wien