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23. Oktober 2009
18:31 MESZ

Zur Person:
Der Grafiker und Typograf Stefan Sagmeister wurde 1962 in Bregenz geboren. 1993 gründete er in New York die Sagmeister Inc. Zu seinen Kunden zählen u. a. TimeWarner, das Guggenheim Museum, Lou Reed, die Rolling Stones. Für das Albumdesign von "Once In A Lifetime" der Talking Heads staubte er einen Grammy ab. Am 17. November wird ihm der mit 50.000 Euro dotierte Lucky Strike Designer Award in Berlin verliehen.

Link:
www.sagmeister.com

 

Eine Seltenheit - ein Grammy-Gewinner aus Bregenz: Stefan Sagmeister, daheim in New York, Indonesien und immer wieder auch am Bodensee.


Käsknöpfle im Big Apple
Der Topgrafiker Stefan Sagmeister stammt aus Bregenz und lebt seit vielen Jahren vor allem in New York

Michael Hausenblas erzählte er von gelungenen Fahnen, von Lieblingsworten und einem Grabstein.

***

Standard: Wie heißt die Vorarlberger Landeshymne?

Sagmeister: Für meine Generation ist "Oho Vorarlberg" von Reinhold Bilgeri und Michael Köhlmeier zur Landeshymne aufgestiegen. "Bischt zwar als Land ein Zwerg, aber bischt sonst oho, jodloh, jodlodlodloh ..."

Standard: Wann haben Sie das zum letzten Mal gehört?

Sagmeister: Vor drei Monaten in Indonesien. Über dem Dschungel der Sayan Schlucht in Bali klingt es besonders gut.

Standard: Sie sind ein weltberühmter Grafikdesigner. Wie gefällt Ihnen die österreichische Fahne?

Sagmeister: Das Beste ist ihre Entstehungsgeschichte inmitten eines Babenberger-Kreuzzugs. Dieses Bild vom blutdurchtränkten Gewand und die Geschichte, dass der weiße Streifen durch die Entfernung des Schwertgurts entstanden ist.

Standard: Gibt es eine besonders gelungene Fahne?

Sagmeister: Die Schweizer Flagge gefällt mir als Designer sehr gut, weil sie so ein schönes Logo inkorporiert - einfach und doch eigenständig. Und dann hat sie auch noch die Entstehung des Rot-kreuz-Logos, also die Schweizer Fahne im Positiv, inspiriert.

Standard: Wenn die österreichische Regierung Sie bitten würde, eine neue Fahne zu designen, wie würde sie aussehen?

Sagmeister: Ein wunderbarer Job, an dem ich jahrelang arbeiten würde. Auf die Schnelle traue ich mir aber kein Design zu. Ein durchgestrichenes Känguru? Nein.

Standard: Der Begriff Heimat wird bis heute immer wieder politisch missbraucht. Hat dies auch seine Bedeutung verdorben?

Sagmeister: Ich lebe schon so lang in Ländern, in denen Heimat keinem nationalsozialistischen Beigeschmack unterworfen ist.

Standard: Haben Sie sich schon einmal überlegt, wo Sie begraben sein wollen?

Sagmeister: Zu Hause in Bregenz. Zuvor müsste ich allerdings noch eine Stefanie finden und diese heiraten, um eine Familientradition nicht zu unterbrechen. Dann würden eines Tages folgende Namen auf dem Grabstein zu finden sein: Josef und Josefine (Großeltern), Karl und Karolina (Eltern) und eben Stefan und Stefanie.

Standard: Gibt es Objekte, mit welchen Sie Heimat assoziieren?

Sagmeister: Das Molo am Bregenzer Hafen und die New Yorker Skyline, wenn ich, vom Flughafen JFK kommend, nach Manhattan fahre.

Standard: Wählen Sie noch in Österreich?

Sagmeister: Nein.

Standard: Warum nicht?

Sagmeister: Weil ich die österreichische Politik nicht mehr verfolge und einfach nicht weiß, wer gut ist.

Standard: Wie viel Prozent Ihrer Kommunikation findet auf Deutsch statt?

Sagmeister: Fünf Prozent.

Standard: Träumen Sie auf Deutsch oder Englisch?

Sagmeister: Auf Englisch.

Standard: Welches ist Ihr liebstes amerikanisches Wort?

Sagmeister: Ointment, weil's gar so gut klingt. (übersetzt Balsam oder Salbe, Anm. der Redaktion)

Standard: Und das Lieblingswort aus Österreich?

Sagmeister: Käsknöpfle, weil's gar so gut schmeckt.

(DER STANDARD/Printausgabe, 24./25./26.09.2009)

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