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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst | Media & Art | sound:frame Festival 
21. Jänner 2008
14:33 MEZ
Link: www.soundframe.at  
Foto: STANDARD /Newald
Eva Fischer, Kuratorin des Festivals "Sound:Frame", will die Vielfältigkeit der Visuals-Kultur aufzeigen. Mit Partys, Workshops und Symposien.

Der Charme eines Kabelsalats
Kuratorin Eva Fischer über die vielfältigen Anliegen des Festivals im Wiener Künstlerhaus

enn hierzulande in den Clubs zur Tanzmusik bunte Bilder an die Wand geworfen werden, wird das zwar freundlich abgenickt, aber als eher nebensächlich begriffen. Wer da was wie macht, interessiert kaum. Gut möglich, dass in Österreich die Kunst der Videojockeys (VJs) längst nicht mehr in den Kinderschuhen steckt, die öffentliche Wahrnehmung derselben aber allemal. Das Wiener Festival "Sound:Frame" widmet sich bis 10.Februar zum zweiten Mal der "Visualisierung von elektronischer Musik" – so lautet der Untertitel der Veranstaltungsreihe.

Internationale Größen der Soundbebilderung wie die Berliner Pfadfinderei wurden geladen, großteils bespielen aber lokale Künstler über die Stadt verstreute Räume wie die TU oder das Künstlerhaus.

Festivalkuratorin Eva Fischer: "Es gibt ja in Österreich irrsinnig viele Visualisten. Nur dringt nicht viel an die Öffentlichkeit, aber in 'Kennerkreisen' tut sich viel. Leute, die man vielleicht vom Namen her kennt, sind etwa Lichttapete, die analoge Visualisierungen und Raumkonzepte machen, Fritz Fitzke oder Timo Novotny. Aber ich möchte eigentlich niemanden hervorheben. Uns ist wichtig, dass jeder Musik-Act mit einem Visualisten gekoppelt wird."

Neben Workshops und Vorträgen stellt das Herzstück des Festivals eine Ausstellung im Künstlerhaus dar; konzipiert hat sie ebenfalls Fischer, die in Graz Kunstgeschichte studiert hat: "Ich möchte nicht, dass das 'Sound:Frame' ausschließlich als VJ-Festival verstanden wird: Es geht um die Visualisierung von Sound. Das VJ-ing steht natürlich bei den Events absolut im Vordergrund, viele Künstler in der Ausstellung kommen vom VJ-ing, aber auch aus vielen anderen Disziplinen wie Webdesign, Fotografie, Regie oder Videoschnitt. Das wollen wir mit der Ausstellung zeigen."

Für den musikalischen Teil des "Sound:Frame" zeichnet hauptsächlich Co-Kurator Chris Eichenauer verantwortlich. Auch hier wird eine gut durchgeschüttelte Wundertüte geboten. Neben Acts und DJs wie Stereotyp, Markus Kienzl oder Gabriel Kogler verstärken internationale Gäste das dichte Line-Up.

So wird im Rahmen der heutigen Eröffnungsfeierlichkeiten das Duo Chateau Flight den Stummfilmklassiker "Les Vampires" live mit einem neuen Soundtrack versehen. Die beiden französischen Freidenker sind zwar am ehesten im House zu verorten, der Ruf, bei Performances immer wieder gerne für einen experimentellen Ausritt zu haben zu sein, eilt ihnen publikumswirksam voraus.

Einen Höhepunkt im Programm markiert der Auftritt des Kanadiers Scott Monteith, der als "Deadbeat" höchst erfolgreich an einem tief beseelten Entwurf von Dub-Techno bastelt. Oder der deutsche Elektroniker Jan Jelinek, dessen Werk ohne Mühe minimalistisches Geklickere und über Krautrock informierte Klanglandschaften eint. Bunte Vielfalt als Prinzip: "Genauso wie beim visuellen Aspekt war uns auch bei der Musik wichtig, dass nicht nur ein Stil, ein Genre präsentiert wird. Also nicht nur House oder nur Techno oder nur Drum'n'Bass. Das Überthema ist elektronische Musik, da ist klarerweise viel möglich", so Fischer.

Ein Festival wie ein bunter Kabelsalat, die Vielseitigkeit und der Gedanke der gegenseitigen Vernetzung machen seinen Charme aus. (Philipp L'Heritier / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.1.2008)


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