Kultur

Stadt, Land, Bild, Denken

14.06.2007 | SN
Wer immer das Gleiche sieht, verliert das Leben in der Stadt aus seinem Blick. Gegen solche Abstumpfung entwirft das Projekt "Urban Potentials" feine Rezepte.

BERNHARD FLIEHERSALZBURG (SN). Acht Personen, acht Geschichten. Eine Stadt. Und ein Stadtplan, auf dem klassische Ausflugsziele fehlen. Stattdessen markiert der Plan Punkte, die in (Alltags-)Geschichten dieser acht Menschen vorkommen. "Wir hätten 150.269 solcher Geschichten in das Projekt nehmen können", sagt Moira Zoitl. Dann wäre Salzburg aus der Sicht aller Einwohner vermessen. Um diese Vermessung, diese Erkundung mit Augen, die nicht auf Klischees oder den Tourismusmarkt schielen, geht es im von Moira Zoitl und Ralf Hoedt gestalteten Projekt "329qkm frei bespielbar".

"Wenn ich mich nur neben anderen Konsumenten bewege, entsteht keine Urbanität", sagt Hildegard Fraueneder, Leiterin der "Galerie 5020". Um die Auslotung verschiedener Aspekte dieser Urbanität geht es im Projekt "Urban Potentials". Die Konsumenten sind - nicht nur in Salzburg - die Gäste. Ein gut verkäufliches Image der Stadt wird für sie aufrechterhalten. Künftige Perspektiven der Stadt, die spielerische Auseinandersetzung mit geistigen und materiellen Freiräumen aber bestimmen "alle, die hier leben" (Frauenender).

Hier setzt die Idee des internationalen Projekts "Urban Potentials" an. In fünf europäischen Städten - Salzburg, Budapest, Rotterdam, Dresden und Wroclaw (Polen) - werden seit einiger Zeit "städtische Entwicklungspotenziale aus Sicht zeitgenössischer Kunst" analysiert. Bedeutet: Künstler verschiedener Sparten und Theoretiker entwerfen neue Möglichkeiten der Annäherung an eine Stadt - und erlauben sich auch Rückschlüsse auf Chancen für künftige Lebensumstände. Es geht dabei nicht darum, Plätze im klassischen Sinn mit Kunst zu füllen. In Bezug auf Kunst im öffentlichen Raum existiere ja gerade in Salzburg eine "starke Tradierung von Missverständnissen". Stattdessen wird - als Resultat aus Workshops, Konferenzen und Diskussionen - Möglichkeiten nachgespürt, wie Stadtleben spürbar gemacht werden kann. Die Resultate sind in Form von Vorträgen, theatralischen Inszenierungen und einer Ausstellung bis August in zahlreichen Veranstaltungen zu erleben.

Ob auf Grund der Überladung dieser Stadt durch weltberühmte Postkartenbilder und festgefahrene Klischees Salzburg für eine solche Untersuchung eine besondere Ausgangsposition hat? "Grundsätzlich gibt es überall eine gleiche Ausgangsposition, weil Urbanität an allen Orten bestimmte Lebensformen und Lebensstile entwickelt", sagt Fraueneder. Salzburg sei allerdings "insofern tatsächlich ideal geeignet", weil die Vermittlung des Bildes dieser Stadt nach einer "ganz eigenen Repräsentationslogik erfolgt". Wie kaum eine andere Stadt wird das Image hier von dominanten Institutionen geprägt, wie allen Tourismuseinrichtungen oder den Festspielen. Das erschwert Einmischung. Eine Ausgangsposition für eine solche Einmischung kann durchaus als Anliegen von "Urban Potentials" verstanden werden.

Der Stadtplan von Zoilt und Hoedt eignet sich für neue Einsichten ideal. Die Wander- und Schlendervorschläge, die es auch im regulären Handel zu kaufen geben wird, geben scheinbar gut Bekanntem einen neuen Reiz. Erfüllt wird der Plan, jedem Besucher, vor allem aber auch Einheimischen neue Stadtansichten zu ermöglichen. Das gelingt, jenseits elitären Kunstgetues und trivialer Touristenpfade, weil sich die persönlichen Routen durch Salzburg, die subjektive Auswahl von Orten allen Klischees entziehen.Urban Potentials, bis 9. August. Info: www.galerie5020.at

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