Kultur

Erzählen von fremden Leben

16.05.2007 | SN
Geburt, Arbeit, Krankheit, Sex: Künstler aus China und Indien machen Bedingungen ihres Lebens zum Thema. Die Sommerszene widmet sich heuer den beiden Ländern.

CLEMENS PANAGLSALZBURG (SN). Wirtschaftsmacht, Export-Zukunftsmarkt, Boomland für Bildende Kunst: China ist im Moment allgegenwärtig. Auch die Salzburger Sommerszene hat den fernen Osten entdeckt: Das Tanz- und Performancefestival widmet sein diesjähriges Programm zur Gänze China und Indien. "Ich glaube, es ist der richtige Moment, das zu tun", sagte Szene-Intendant Michael Stolhofer bei der Vorstellung des Programms am Dienstag in Salzburg. "China und Indien rücken uns näher, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch mit ihren zeitgenössischen Kulturen."

"Einige Jahre" habe die Beschäftigung mit der Materie in Anspruch genommen. Schließlich sei es darum gegangen, möglichst umfassend die Lebenswirklichkeiten der beiden Themenländer über ihre Kunst zu vermitteln.

Das Programm, das dabei herausgekommen ist, unterscheidet sich schon formal deutlich von bisherigen Ausgaben der Sommerszene. Neben Tanz, Performance und Theater sollen heuer Bildende Kunst, Fotografie, Filme, Installationen im öffentlichen Raum und Musik umfassende Blicke Richtung Osten ermöglichen.

So ehrgeizig wie im Umfang präsentiert sich der Anspruch der Festivalmacher auch bei den Inhalten: Nicht nur ästhetisch sollen die gezeigten Produktionen in eine andere Welt führen. Anhand der Stücke sollen auch die Gesellschaft Chinas und Indiens und deren Wandel erklärt werden. Im Gegensatz zu den oft abstrakten Zugängen europäischer Choreografen, sagte Stolhofer, machten Künstler aus China und Indien oft konkrete gesellschaftliche Probleme zum Thema. Um Geburt, Leben, Krankheit, den Umgang mit Hetero-, Homo- und Transsexualität, die Arbeit in Callcentern oder "Rock'n'Roll in China" geht es in den Szene-Projekten.

Erstmals in Österreich zu sehen ist zur Eröffnung der Sommerszene ein Werk der 2006 verstorbenen indischen Tanz-Revolutionärin Chandralekha: "Sharira - Fire/Desire." Als eine der bekanntesten Gruppen, die im kommunistischen China Wege gefunden haben, unabhängig zu arbeiten, hat Stolhofer das "Living Dance Studio" aus Peking eingeladen. In den beiden Produktionen "Report on giving birth" und "Report on 37,8˚" setzt sich das Kollektiv mit der Rolle der Frau als Gebärender in der chinesischen Gesellschaft bzw. mit Auswirkungen der Vogelgrippe auseinander.

Wie zeitgenössische Choreografie vor dem Hintergrund der indischen Tanztradition aussieht, wird in "Paper Doll" und "Pushed" von Padmini Chettur zu sehen sein.

Installationen chinesischer und indischer Künstler auf der Nonntaler Brücke, dem Makartsteg und dem Szenegebäude, eine Filmreihe (Das Kino), Kunst-Einblicke und Künstlerbegegnungen bei vorabendlichen "Asian Dinner Stories" im "Club", Ausstellungen in den Kavernen in der Gstättengasse: Das Programm liest sich so umfangreich wie vielseitig. Ob das Gezeigte auch repräsentativ ist für die Gegenwartskunst Indiens und Chinas oder doch eher ein subjektiver Blick der Szene-Macher? Die Auswahl sei "natürlich subjektiv, weil wir Dinge zeigen wollen, für die wir brennen", sagte Stolhofer. Dass aber die Namen einiger bildender Sommerszene-Künstler auch bei der renommierten Kunstschau documenta in Kassel zu finden seien, "zeigt, dass wir offensichtlich wirklich ein paar der interessantesten Gegenwartskünstler gefunden haben".Sommerszene: China, Indien, 21. 6. bis 14. 7.; Information: www.sommerszene.net

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