Textarchiv OÖNachrichten www.nachrichten.at/archiv
vom 09.01.2007 - Seite 020
Von Klimt bis Sharon Stone

Zu den Leidenschaften Klimt und Attersee gesellt sich im Leben des Seewalchners Alfred Weidinger (45) eine neue. Der Albertina-Vize wird am 1. März Agnes Hussleins rechte Hand in der Österreichischen Galerie Belvedere.

VON BERNHARD LICHTENBERGER

OÖN: Warum folgten Sie Hussleins Ruf?

WEIDINGER: Ich habe im Herbst in der Albertina gekündigt, weil das Projekt fertig ist. Mein Ziel war es, aus dem Haus inhaltlich und baulich die Nummer eins zu machen. Das ist gelungen. Ab jetzt beginnt der Alltag - und ich bin kein Mann der Routine. Zwischen den Feiertagen hat mir Frau Husslein angeboten, den Vizedirektor und Chefkurator zu übernehmen. Das kann man nicht abschlagen.

OÖN: Wie wollen Sie die Österreichische Galerie zur Nummer eins machen?

WEIDINGER: Ich werde ein Organisationshandbuch machen, das nicht nur in Konzernen, sondern auch in Museen ganz gut funktioniert.

Es geht ja nicht nur um das Obere und Untere Belvedere. Das 20er-Haus, eines der schönsten Museen Europas, braucht eine Generalsanierung und eine inhaltliche Neuausrichtung. Man muss auch darüber nachdenken, was man mit dem Beethoven-Fries in der Sezession macht. Und dann gibt es noch einige Hoffnungsgebiete, über die ich noch nichts sagen kann.

OÖN: Was haben Sie mit Klimt vor?

WEIDINGER: Ich beschäftige mich seit 1988 mit Klimt, bin der Autor des Klimt-Gemäldeverzeichnisses, das im Herbst in New York erscheinen wird. Mit Frau Husslein werden wir nachdenken, was wir mit Klimt im Oberen Belvedere machen können, nachdem wir das Untere Belvedere von der Dauersammlung befreien. Eben erst haben drei Mitarbeiter mit der Arbeit am Gustav-Klimt-Zentralarchiv begonnen.

OÖN: Wie ging es Ihnen, als die fünf Klimt-Bilder Österreich verlassen mussten?

WEIDINGER: Damit habe ich kein Problem, ich schaue mir eine "Adele Bloch-Bauer" auch gerne in New York an. Das Belvedere hat nach wie vor die größte Klimt-Sammlung der Welt.

OÖN: Wann machen Sie sich selbst zur Nummer 1?

WEIDINGER: Ich kann gut als Zweiter leben, bin extrem loyal und kann auch mit sehr schwierigen Personen gut umgehen.

OÖN: Wie wurde Ihr Kunstinteresse geweckt?

WEIDINGER: Als Uhrmachermeister und Juwelier interessierten mich historische Uhren und Schmuck. In der Folge studierte ich Kunstgeschichte und klassische Archäologie.

OÖN: Sie führten Hollywoodstar Sharon Stone durch die Albertina. Was blieb davon?

WEIDINGER: Eine hervorragende Freundschaft. Sie hat mir Karten geschickt, zu Weihnachten einen Brief geschrieben - und wir haben uns in der Zwischenzeit schon zweimal getroffen. Den amerikanischen Band des Klimt-Werkverzeichnisses werde ich Sharon Stone widmen.

Übersiedelt: Weidinger

Foto: APA


© Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.