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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
03. Februar 2006
15:26 MEZ
Ausstellung "Kunst fürs 20er Haus", Österreichische Galerie Belvedere, 4. Februar bis 21. Mai, Di-So, 10-18 Uhr 
"Propagandaausstellung" in der Galerie Belvedere
"Kunst fürs 20er Haus" läuft bis Mai - Direktor Frodl geht mit Jahresende

Wien - Die Österreichische Galerie Belvedere ist derzeit wegen Kunstwerken, die das Haus verlassen müssen, in aller Munde. Dass das Museum künftig mit Zugewinnen zu punkten hofft, zeigt eine "Propagandaausstellung" (Museums-Direktor Gerbert Frodl): "Kunst fürs 20er Haus" präsentiert die Umbaupläne des Architekten Adolf Krischanitz für den ehemaligen Weltausstellungspavillon von Karl Schwanzer sowie eine Auswahl jener Werke, die spätestens ab 2008 dort gezeigt werden sollen.

Das "20er Haus", lange als Zweigstelle des Museums Moderner Kunst betrieben, soll künftig die Bestände der Kunst nach 1918 der Österreichischen Galerie beherbergen. "Ziel unseres Museums war immer, sich mit der Gegenwartskunst auseinander zu setzen", sagte Frodl bei der heutigen Presseführung, "Wenn man 1908 nicht bereits zeitgenössische Kunst gekauft hätte, hätte man heute auch kein Bild von Gustav Klimt." Dass die lange umstrittene Finanzierung des Umbaus nun endgültig gesichert scheint - Frodl rechnet mit Baubeginn im kommenden Frühjahr, mit einer Fertigstellung Ende 2007/Anfang 2008 -, führt der Museumsdirektor auf zwei Faktoren zurück: "Ich habe gute Überzeugungsarbeit leisten können, es hängt aber sicher auch mit der endgültigen Entscheidung zum Bau des Zentralbahnhofes zusammen."

Präsentation in Bewegung

Auf die künftig völlig veränderte städtebauliche Situation des Areals um den Südbahnhof - "Hier wird insgesamt eine Million Quadratmeter an neuer Fläche für Büros, Wohnungen und Geschäfte entstehen", sagte Krischanitz - wird der Architekt, der einen EU-weiten Wettbewerb zur Umgestaltung des 20er-Hauses gewonnen hatte, mit der Errichtung eines "Lichtgrabens" und eines kleinen Turmes, der Büros beherbergen und als Werbefläche dienen soll, reagieren. Damit soll eine nähere Anbindung des Gebäudes an die Straße erfolgen. Die Verdoppelung der Gesamt-Nettofläche des 20er-Hauses auf 7.200 Quadratmeter wird zum größten Teil unterirdisch stattfinden. "Der Lichtgraben ermöglicht es uns, das gesamte Untergeschoss zu belichten und die Räume aufzuwerten", so Krischanitz.

In Zukunft soll im ersten Obergeschoss die 20. Jahrhundert-Sammlung des Hauses gezeigt werden. "Wir wollen keine statuarische Ausstellung, sondern eine Präsentation, die sich in regelmäßigen Abständen verändert", so Frodl. Einen Vorgeschmack darauf bietet die jetzige Ausstellung mit 80 von Kurator Franz Smola ausgewählten Werken. Das Panorama reicht dabei von Anton und Cornelius Kolig, Oskar Laskes "Narrenschiff", Max Oppenheimers großformatiges "Philharmoniker"-Gemälde, Kokoschka und Krystufek, Wotruba und Hrdlicka bis zu den Phantastischen Realisten und den Aktionisten. Die unmittelbare Gegenwart ist u.a. mit Esther Stocker, Muntean/Rosenblum und einem Foto einer "Gelatin"-Aktion vertreten.

Hearing zur Frodl-Nachfolge

Gerbert Frodl wird allerdings die Eröffnung nicht mehr als Direktor erleben und geht mit Jahresende in Pension. Diesen Freitag findet das Hearing für seine Nachfolge statt. Dabei dürfte von der Findungskommission ein gereihter Vorschlag erstellt werden. Das Kuratorium des Museums hat ein Mitspracherecht, die Entscheidung liegt bei der zuständigen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. (APA)


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