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vom 03.08.2005 - Seite 021
SALZBURG: Gerhard Richter im Rupertinum

Das Bild vom Abbild,

hin und retour ¼

VON IRENE JUDMAYER

Zentrales Anliegen sei ihm die Frage, ob wir den Bildern denn noch trauen können. Soweit die Ausstellungsgestalter Hubertus Butin und Stefan Gronert zur druckgraphischen Intention des bekanntesten und wohl auch teuersten zeitgenössischen deutschen Bildermalers Gerhard Richter.

Im Salzburger Rupertinum ist mit "gerhard richter: printed" bis 16. Oktober die gedruckte stilistische, technische und inhaltliche Bandbreite des Künstlers zu sehen. Eines Künstlers, der sich weder festlegen lässt noch will.

Spiel mit Verblüffung

Der zeitliche Ablauf spannt sich von den frühen, farblich minimal differenzierten Siebdrucken zu "Familie" aus dem Jahr 1965 über Cibachromes zu Sieb-/Offsetkombinatonen mit dem Titel "Haut" aus dem Jahr 2005. Der Umgang mit der Farbe ist ähnlich, der Umgang mit der Struktur ebenso.

Richters Virtuosität der Irritation durch minimale Verfremdungen zieht sich als Leitlinie durch seine Schaffensphasen. Photographien kippen ins Malerische (Porträtserie von 48 Berühmtheiten). Konkretes in die Unschärfe, Gegenständliches (Gebirge) wird durch Rotation bis in die absolute Abstraktion verschoben.

Auch in seinen Drucken ist Richter ein Jongleur mit dem Raum. Er spielt auch über die drei Stockwerke dieser Präsentation perfekt mit unserer Verblüffung. Mit Bildern vom Abbild, hin und retour.

Trotzdem: Angesichts der Jahrhunderte alten Tradition malerischen Experiments kann die Frage nicht heißen, ob wir den Bildern "noch" trauen können, sondern, ob wir ihnen überhaupt jemals hätten trauen sollen ¼

Info: bis 16. Okt. im Rupertinum Salzburg, Wr. Philharmonikergasse 9, www. rupertinum.at

Richters "Betty"

Foto: Kunstmuseum Bonn


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