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ngenehm. Die Kunsthalle Wien setzt in ihrer Aus stellung in der
kleineren Halle im Erdgeschoß nicht auf einen großen, publikumsträchtigen
Namen, sondern stellt einen jungen albanischen Künstler vor. Dabei ist
Anri Sala, 1974 in Tirana geboren, trotz seines Alters international bei
weitem kein Unbekannter mehr - bei der Biennale Venedig 2001 erhielt er
den "Young artist price", und auch in Wien füllte der fesche Videokünstler
am vergangenen sonnigen Samstag die Lounge im Kunsthalle-Keller zur
Podiumsdiskussion.
Die steile Karriere Anri Salas ist ein typisches Beispiel
für den globalisierten Ausstellungsbetrieb der Gegenwart, der gierig neue
Sternchen konsumierbar macht, am besten, sie stammen auch noch aus einer
Armutsecke dieser Welt, wie Albanien. Die Liste von Anri Salas
Ausstellungsbeteiligungen allein in den letzten vier Jahren ist so enorm
wie prominent - und beginnt etwa in der Zeit, als Sala von Tirana nach
Paris gezogen ist, wo er seit 1996 lebt.
Die Wiener Kunsthalle jedenfalls tut, was sie soll - den
State of the Art einfangen - und organisierte die erste umfassende
Werkschau Anri Salas. Die Halle 1 verwandelt sich dafür in eine mythische
Black Box, in der sich neuere Video-Installationen mit älteren Arbeiten
auf Fernsehschirmen abwechseln.
Vorsichtig tastet man sich durch den verschwundenen Raum
und findet sich wieder am Meeresstrand, in der Nacht. Lichtkegel von
Taschenlampen schwirren über den Boden, jagen fragile Krebse, denen nackte
Füße immer wieder den Weg versperren. "Ghostgames" ist die jüngste der
acht gezeigten filmischen Arbeiten und auch ein Bruch im jungen Werk. Es
ist nicht klar zu erfassen, hier fehlt der dokumentarische Hintergrund,
für den der 28-Jährige bekannt wurde und mit dem er unaufgeregt
Geschichten aus seinem Umfeld erzählte. Wie etwa im Video "Uomoduomo", in
dem Sala einfach einen Obdachlosen im Mailänder Dom fixiert.
Ein anderes, ein grandioses Beispiel seines
melancholischen Stils ist "Arena". Sanft wird der Blick durch den Zoo von
Tirana geführt, durch verlassene Gehege, in leere Käfige, den Park - hier
ein vereinzelter Affe, dort spielende Hunde. Trist, aber friedlich.
Über allem liegt eine spröde Liebe, zum Ort und zu den
Menschen, die Sala mit einer wehmütigen - und ein bisschen schicken -
Langsamkeit festhalten will.
© Die Presse | Wien