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Der Engel vor seiner Geburt

Für Johann Widauers Innsbrucker Kunstraum hat Matt Mullican eine Installation realisiert, die ein uraltes Thema variiert.

INNSBRUCK (schlo). Matt Mullican arbeitet gerne mit Symbolen, um seine synthetischen Weltbilder zu formulieren. "Heaven and hell" ist der Titel der 12-teiligen Installation, in der es um das ganz große Kunstthema Geist und Materie, Werden und Vergehen geht. Als Metapher für das Geistige hat der 52-jährige - längst international gefeierte - Amerikaner teilweise schwarz bemaltes Glas gewählt, während für die Materie rohes bzw. verkohltes Holz steht.

Mullican entwirft seinen privaten Kosmos als ewigen Prozess, in dem sich die Aggregatszustände ständig ändern. Der Mensch als Geist-Körper-Wesen inhaliert begierig das Geistige, um gleichzeitig das Materielle auszuscheiden. Zwischengeschaltet in diesen ewigen Prozess von Werden und Vergehen ist eine amorph in Alu geformte Figur, deren aufgerissener Mund eher infernalisch als himmlisch anmutet. Das Göttliche ist in diesem großen Kreislauf nur virtuell als ordnendes Prinzip spürbar, als Atmosphäre, als "Engel vor seiner Geburt" (Mullican).
2002-09-16 16:34:47