"Berühmtheit interessiert mich, weil man
daraus ein Spiel machen kann", sagt der Dekonstrukteur von Medienbild
und Künstlerstar Piotr Uklanski aus Polen. Er schlüpft schon einmal in
die Rolle berühmter Zeitgenossen wie Roman Polanski oder Christian
Boltanski und verunsichert jede Erwartungshaltung der Betrachter. Statt
der angekündigten autobiografischen Arbeit über die soziale Lage seiner
Mutter hat er sich für die Ausstellung in der Wiener Secession für eine
angebliche Retrospektive entschieden, die schon mit einer Wand der
Verweigerung beginnt.
Im Hauptraum der Secession ist statt einer
Ikonostase zum Altarbereich hin, wo einst Max Klingers Beethovenstatue
stand, eine verkehrte Bilderwand zum Eingang gerückt, auf deren
Rückseite sich verschiedene Themen und Medien gruppieren.
Hollywoodstars wie Marlon Brando tauchen in Soldatenuniform auf –
nicht selten der nationalsozialistischen. Der polnische Staatsadler aus
Styrofoam in der Mitte und seitlich die Moskauer rote Kathedrale aus
buntem Schokoladenpapier begleiten scheinbare Rothemdenaufmärsche, ein
"Sammler" ist in einer Farbfotografie zum Knochenmann durchleuchtet.
Als Ort der Abwesenheit ist dazu eine Insel mit Arbeitsmaterial und
Koffer arrangiert und konterkariert die bürgerliche Vorstellung vom
Künstlergenie, das als Spielstein neben recycelten Elementen kenntlich
wird.
Der in Berlin lebende dänische Künstler Tue Greenfort bringt
Quallen, Schmetterlinge und das Schicksal des ausgebeuteten Belugastörs
in die restlichen Räume der Secession. Seine Kaviarbar reaktiviert das
ehemalige Café des Hauses, und in der Galerie führt eine Performerin
drei Mal in der Woche exotische Schmetterlingsarten vor, deren
Lebensraum bedroht ist.
Auf Wien bezogen arbeitet der Künstler mit dem Naturhistorischen
Museum, dem Schmetterlingshaus, dem WWF, aber auch mit dem
Finanzministerium und Zollamt zusammen. Seine wissenschaftliche
Strategie erlaubt ihm sein Engagement, involviert ihn aber nicht als
Künstler. Dazu teilt er mit Uklanski die Meinung, dass die politisch
korrekte Kunstphase der Neunzigerjahre ein Vortäuschen war. Beide
zeigen ohne Feigenblatt Projekte, die nicht nur das spezifische
Kunstpublikum zum Denken anregen soll. Auch Greenfort nimmt sich andere
– vor allem Hans Haacke – zum Vorbild, füllt aber in den
"Kondensationswürfel" aus Glas Römerquelle-Mineralwasser. Sein
Quallenschwarm aus Muranoglas gibt der Schau den Titel: "Medusa" –
neben dem "Kohlweißling" ein ironischer Hinweis auf die menschenähnlich
angepassten "Schädlinge."
Piotr Uklanski
Tue Greenfort
Secession
Zu sehen bis 18. November
Perfekte Täuschung.
Donnerstag, 20. September 2007