Die blonde Materie
(cai) Vorsicht vor dem hartnäckig glänzenden Tisch in der Artothek! Der
ist gemeingefährlich wie eine Ketchupflasche. (Er macht Flecken.) Ist
nämlich frisch gestrichen wie ein Honigbrot. Mit pickigem Honig also. Den
Finger soll man da eintauchen wie ins Weihwasserbecken und dann naschen
vom "Honig der Glückseligkeit". Die Kunst an den Wänden rundum stammt
freilich nicht aus dem Land, wo Milch und Honig fließen, sondern aus dem
Reich (dem so genannten Dritten) voll Blut und Eiter.
Markus Proschek hat Bilder aus der Großen Deutschen Kunstausstellung
von 1941 abgemalt (die Nackerten haben da den Sexappeal einer
pflichtbewussten deutschen Thermoskanne) und sabotiert die Ästhetik der
Blondheit und Blauäugigkeit. Lässt ins Schlafzimmer einer ruhenden
arischen Venus eine Milch-Sintflut platschen. Oder Honig lauert wie eine
Mure der wohl vom Adi träumenden Maid auf, die dabei fast so appetitlich
aussieht wie Kim Basinger, nachdem Mickey Rourke sie in perverse
Kochspiele verwickelt hat. Akademisch platte Dös-Idyllen in absurd
mythische Liebesszenen umgewandelt. Nur dass der Goldregen die Danae halt
noch ernsthaft sexuell belästigt hat. Spielt da ein nachträglicher
Widerstandskämpfer pubertäre Vergangenheitsbewältigung (wie einer, der den
"Führer" mit einer Hippie-Frisur schändet)? Oder macht da einer aus
Machwerken Kunstwerke? Keine Ahnung.
Artothek
(Schönlaterngasse 7a)
Markus Proschek
Bis 29. Juni
Di., Mi. 12 bis 18 Uhr
Do. 10 bis 20 Uhr
Fr. 10 bis 18 Uhr
Nicht ganz geheuer.
*
Masern-Epidemie
(cai) Die gepunktelten Bilder von Rudolfine P. Rossmann sind
Naturprodukte: meditativ weiß wie Naturjoghurt oder sehen mit ihrer gewagt
"grauslichen" Orange-Pink-Kombination aus wie die flirrende Sommerhitze
höchstpersönlich. Sich disziplinierte Freiheiten herauszunehmen (einen
Raster sauber mit Punkten vollzustopfen, aber in zwei locker verteilten
Farben) ist ein alter Hut? Trotzdem macht er gute Figur.
Artmark Galerie
(Singerstraße 17)
Rudolfine P. Rossmann
Bis 1. Juli
Di. bis Fr. 12 bis 18 Uhr
Sa. 11 bis 14 Uhr
Stubenrein, na und?
Mittwoch, 14. Juni
2006