Salzburger Nachrichten am 3. März 2006 - Bereich: Kultur
Franzosen, bitte warten Das Museum der Moderne
Salzburg sagte die von Agnes Husslein geplante Ausstellung "Affaires
Modernes" aus Kostengründen ab.
ERNST P. STROBL Salzburg (SN). Agnes Husslein wird in Wien längst als
Nachfolgerin von Gerbert Frodl als Leiterin der Österreichischen Galerie
im Belvedere gehandelt, im Ministerium dagegen weiß man von nichts. Oder
man will noch nichts sagen. Erst wird der Vorschlag der Findungskommission
begutachtet, dann wird im Kuratorium beraten, dann entscheidet Ministerin
Elisabeth Gehrer. The winner is? Bitte in rund 14 Tagen nachfragen, meint
Pressesprecher Thomas Schmid. Derweilen legt sich ein Schatten aus der Vergangenheit über Agnes
Hussleins neues Leben. Das Museum der Moderne Mönchsberg in Salzburg hat
die von der ehemaligen Direktorin geplante Ausstellung "Affaires
Modernes", die am 8. April hätte beginnen sollen, abgesagt. Husslein hatte
in ihrer Ausstellung geplant, Highlights der klassischen Moderne
Frankreichs (Cézanne, Gauguin, Picasso) den großen Leistungen
österreichischer Künstler und Architekten der Moderne in rund 300
Exponaten zu Malerei, Plastik, Architektur und Design
gegenüberzustellen. Toni Stooss, der neue Direktor des MdM, erläuterte im SN-Gespräch die
Gründe: Die "Affaires Modernes" hätten weit über die Hälfte des gesamten
Ausstellungs-budgets beider Häuser (Mönchsberg und Rupertinum) erfordert,
dazu komme die große - seine - Festspielausstellung "Les grands spectacles
II". Beides wäre nicht möglich gewesen, wenn man bedenkt, dass "Les grands
spectacles I" - Agnes Hussleins Schau 2005 - rund 450.000 Euro gekostet
habe. Nun habe man die Franzosen verschoben, so Stooss. Sollte die Schau
2007 gezeigt werden, dann würde sie deutlich abgespeckt. Agnes Husslein befand sich gestern, Donnerstag, in London. Sie wurde
von den SN mit der Nachricht von der Absage überrascht. Es gehöre zu einem
Museumsdirektor eben mehr dazu, als nur Programm zu machen. Sie selbst
habe in ihren fünf Salzburger Jahren einen Gewinn erwirtschaftet. Nicht
zuletzt durch ihr Geschick im Auftreiben von Sponsoren und auch
"Sachspenden" konnte man sich die Ausstellungen leisten. Diese
Sponsormittel scheinen nun zu fehlen. Auch in der Landeskorrespondenz war zu lesen, dass derzeit geprüft
werde, ob die Durchführung der Husslein-Schau im kommenden Jahr möglich
sei. Dazu müsse aber das finanzielle Konzept der Ausstellung neu überdacht
werden, hieß es weiter. Dann allerdings, bemerkte Agnes Husslein, werde
man wohl oder übel mit ihr Kontakt aufnehmen müssen, denn "so einfach wird
das nicht gehen". Was ihre angepeilte Wiener Belvedere-Karriere betreffe,
wartete sie ab; es ginge ohnehin alles seinen Weg. |