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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
02. August 2004
18:44 MESZ
Blut und Gedärm in Prinzendorf
(Ansichtssache und UserInnen-Diskussion)
 
Foto: APA/Archiv Cibulka

Reines Orgien-Mysterien-Theater
Ohne Zwischenrufe: Hermann Nitschs entspanntes "Zwei-Tage-Spiel" - mit Ansichtssache

Prinzendorf - In der Nacht auf Samstag war die in den heutigen Morgenstunden endende "120. Aktion" Hermann Nitschs auf Schloss Prinzendorf gestartet worden: ein 48-stündiges Fest mit Betonung der Grals-Thematik. Rund 100 Akteure und 180 Musiker führten beim Orgien Mysterien Theater nach Nitschs Partitur Kreuzigungs-, Speer- und Ausweideaktionen durch. Ein Stier, fünf Schweine und 600 Liter Blut, dazu kübelweise Innereien gelangten zum Einsatz.

Ausgeblieben waren Proteste: Nitsch äußerte sich "überglücklich", dass er ohne Proteste seine künstlerische Arbeit hätte vollziehen können. "Stolz und beruhigt" hatte Nitsch bereits im Vorfeld die gestiegene Toleranz seitens des Staates registriert: "Mehr erwarte ich nicht. Ich will meine Ruhe haben."

Bei den Ausweidungen wurden Gedärme in den aufgeklafften Leib eines geschlachteten Tieres gestopft, mit Wasser, Schleim und Blut übergossen. Tierkadaver wurden an gekreuzigten Akteuren befestigt - im Schlusstableau der Aktion wurde mit einem überdimensionalen Speer in die Kadaver gestochen. Die von Andrea Cusumano angeleitete Geräuschkulisse aus Bläserklängen und Streichersounds waberte als Klangteppich kontinuierlich über den Hof. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2. 8. 2004)


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