Während ihr Lehrer, der Bildhauer Bruno
Gironcoli, gerade auf der Biennale mit seiner Arbeit Erfolge feiert,
zeigen sieben seiner Diplomanden in den Bildhauer-Ateliers der Akademie
der Bildenden Künste in der Wiener Kurzbauergasse ihre
Studienabschluss-Arbeiten.
Angesprochen auf künstlerische Inputs für Studenten wird von einem
wechselseitigen Inspirationstransfer zwischen Lehrendem und
Unterrichtendem berichtet. Gironcoli stellt seinen Schüler einen realen
und geistigen Raum zur Verfügung, wo die Studierenden ihre Arbeiten
entwickeln können. Wöchentliche Gespräche zu den Arbeiten, wie in anderen
Klassen, finden nicht statt. Vielmehr führt die große Freiheit der
Studierenden zu Eigeninitiativen, wie die von Udo Bohnenberger, der mit
seiner kleinen Galerie "Off Space" Präsentationsräume geschaffen hat.
Zwischenräume
![](00058767-Dateien/2-Gir_Riedl.jpe) |
"Begrenzungsversuche", Franz Riedl / ©Bild:
P.- Kodera |
Bei der Arbeit "Zwischen-
räume" von Franz Riedl tritt der
Betrachter in einen mit Fenster versehenen Raum ein, an dessen Wänden und
Boden sich gerundeten Formen aus Eisenblech befinden. Das Blech ist bis
auf einem schmalen Streifen grasgrün bemalt.
Verfolgt man den Streifen von Objekt zu Objekt so ergibt er einen
Bilderrahmen in dessen Begrenzung sich der Betrachter durch den Raum
bewegt. Der Kunst-Rezipient wird somit selbst Teil eines Kunstwerks und
kann darin lustwandeln. Es ist eine Arbeit, die das Innen und Außen von
Raum thematisiert und augenzwinkernd über eine überhöhende Kunstauffassung
lächelt.
Swimmingpool
![](00058767-Dateien/2-Gir_Pleschberger.jpe) |
"Kontrolle und Verlust", Raimund Pleschberger
/ ©Bild: P. Kodera |
Der Künstler Raimund Pleschberger widersetzt sich auf sehr ironische
und humorvolle Weise der Möglichkeit, einen Raum in den
Bilderhauer-Ateliers zu gestalten Er hat am Türeingang zu einem Atelier
eine Skulptur aus Pressspannplatten geschaffen, deren Blaufärbung und eine
am ehemaligen Türstock befestigte Treppe es als Schwimmbad ausweist.
Kontrollverlust
Die Arbeit nennt sich "Kontrolle und Verlust", da ein kontrolliertes
Einfüllen von Wasser in das Becken gar nicht möglich ist. Die Senkrechte
und ein kleines Loch in den Raum dahinter macht Wasserzufuhr unmöglich.
Das Loch gibt den Blick frei auf den hinteren Raum, wo ein Waschbecken
sichtbar wird, das durch das Tropfen eines Wasserhahns kurz vor dem
Überlaufen ist.
Treppe versus Treppe
Ebenfalls mit Humor gestaltete Markus Hofer seine Holztreppe, die er im
gusseisernen Treppenhaus der Bildhauer-Ateliers einbaute. Der Bau ist
ressourcen-orientiert, da Hofer nur Materialien verwendete, die sich über
die Jahre in seinem Atelier ansammelten.
Ohne Skizze, Stufe für Stufe entwarf er die Treppen, dessen
Stufenanzahl die Studienmonate umfasst. Ein skulpturales Element in der
Architektur der 30er Jahre. In seiner Improvisiertheit erinnert es an
Arbeiten von Christoph Büchel.
Nikolovas Video
Eine Rauminstallation der anderen Art schuf die Diplomandin Teodora
Nikolova. Mittels Video erzählt sie die fiktive Geschichte einer Frau, die
beim Fernsehen zu beobachten ist. Der Blick gleitet durch eine offene
Balkontür in das Innere des Zimmers.
Während der Monitor in der Mitte eines abgedunkelten Ateliers steht,
sind an den jeweiligen gegenüberliegenden Wänden Video-Loops von fünf und
zehn Minuten Länge zu sehen. Auf einem wird eine geöffnete Tür in
Realgröße gezeigt. In dem anderen Loop laufen bloßfüßige Beine auf
Asphalt. Das Laufen imaginiert eine mögliche Reaktion auf ein Geschehnis,
das im Raum passiert ist und sich außerhalb des Bildes für den Betrachter
befindet.
Hörbares
Eine Arbeit, die sich gänzlich von den anderen gezeigten unterscheidet,
ist das Werk von Silvia Bischof. Auf fünf kleinen Plexiglas-Schaukeln
liegen Discmans, die sechs verschiedene Interviews zum Thema Alltagsängste
enthalten.
Bischof bringt damit die Situation der Diplomanden auf einen
wesentlichen Punkt - nämlich der Frage: "Was nun?" Wie werden sich ihr
Leben, ihre Arbeit und ihre Verdienstmöglichkeiten nach dem Diplom
entwickeln? Im Idealfall soll der Rezipient auf der Schaukel im Hof der
Bildhauer-Ateliers den 80 Minuten Interviews zuhören. Ein Appell, Ängste
leicht und schwingend wahrzunehmen.
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