Schwingungen in Räumen

Franz Riedl, Raimund Pleschberger, Markus Hofer, Teodora Nikolova und Silvia Bischof zeigen und erläutern ihre Diplom-Werke.


Während ihr Lehrer, der Bildhauer Bruno Gironcoli, gerade auf der Biennale mit seiner Arbeit Erfolge feiert, zeigen sieben seiner Diplomanden in den Bildhauer-Ateliers der Akademie der Bildenden Künste in der Wiener Kurzbauergasse ihre Studienabschluss-Arbeiten.

Angesprochen auf künstlerische Inputs für Studenten wird von einem wechselseitigen Inspirationstransfer zwischen Lehrendem und Unterrichtendem berichtet. Gironcoli stellt seinen Schüler einen realen und geistigen Raum zur Verfügung, wo die Studierenden ihre Arbeiten entwickeln können. Wöchentliche Gespräche zu den Arbeiten, wie in anderen Klassen, finden nicht statt. Vielmehr führt die große Freiheit der Studierenden zu Eigeninitiativen, wie die von Udo Bohnenberger, der mit seiner kleinen Galerie "Off Space" Präsentationsräume geschaffen hat.

Zwischenräume

"Begrenzungsversuche", Franz Riedl / ©Bild: P.- Kodera

Bei der Arbeit "Zwischen-
räume" von Franz Riedl tritt der Betrachter in einen mit Fenster versehenen Raum ein, an dessen Wänden und Boden sich gerundeten Formen aus Eisenblech befinden. Das Blech ist bis auf einem schmalen Streifen grasgrün bemalt.

Verfolgt man den Streifen von Objekt zu Objekt so ergibt er einen Bilderrahmen in dessen Begrenzung sich der Betrachter durch den Raum bewegt. Der Kunst-Rezipient wird somit selbst Teil eines Kunstwerks und kann darin lustwandeln. Es ist eine Arbeit, die das Innen und Außen von Raum thematisiert und augenzwinkernd über eine überhöhende Kunstauffassung lächelt.

Swimmingpool

"Kontrolle und Verlust", Raimund Pleschberger / ©Bild: P. Kodera

Der Künstler Raimund Pleschberger widersetzt sich auf sehr ironische und humorvolle Weise der Möglichkeit, einen Raum in den Bilderhauer-Ateliers zu gestalten Er hat am Türeingang zu einem Atelier eine Skulptur aus Pressspannplatten geschaffen, deren Blaufärbung und eine am ehemaligen Türstock befestigte Treppe es als Schwimmbad ausweist.

Kontrollverlust

Die Arbeit nennt sich "Kontrolle und Verlust", da ein kontrolliertes Einfüllen von Wasser in das Becken gar nicht möglich ist. Die Senkrechte und ein kleines Loch in den Raum dahinter macht Wasserzufuhr unmöglich. Das Loch gibt den Blick frei auf den hinteren Raum, wo ein Waschbecken sichtbar wird, das durch das Tropfen eines Wasserhahns kurz vor dem Überlaufen ist.

Treppe versus Treppe

Ebenfalls mit Humor gestaltete Markus Hofer seine Holztreppe, die er im gusseisernen Treppenhaus der Bildhauer-Ateliers einbaute. Der Bau ist ressourcen-orientiert, da Hofer nur Materialien verwendete, die sich über die Jahre in seinem Atelier ansammelten.

Ohne Skizze, Stufe für Stufe entwarf er die Treppen, dessen Stufenanzahl die Studienmonate umfasst. Ein skulpturales Element in der Architektur der 30er Jahre. In seiner Improvisiertheit erinnert es an Arbeiten von Christoph Büchel.

Nikolovas Video

Eine Rauminstallation der anderen Art schuf die Diplomandin Teodora Nikolova. Mittels Video erzählt sie die fiktive Geschichte einer Frau, die beim Fernsehen zu beobachten ist. Der Blick gleitet durch eine offene Balkontür in das Innere des Zimmers.

Während der Monitor in der Mitte eines abgedunkelten Ateliers steht, sind an den jeweiligen gegenüberliegenden Wänden Video-Loops von fünf und zehn Minuten Länge zu sehen. Auf einem wird eine geöffnete Tür in Realgröße gezeigt. In dem anderen Loop laufen bloßfüßige Beine auf Asphalt. Das Laufen imaginiert eine mögliche Reaktion auf ein Geschehnis, das im Raum passiert ist und sich außerhalb des Bildes für den Betrachter befindet.

Hörbares

Eine Arbeit, die sich gänzlich von den anderen gezeigten unterscheidet, ist das Werk von Silvia Bischof. Auf fünf kleinen Plexiglas-Schaukeln liegen Discmans, die sechs verschiedene Interviews zum Thema Alltagsängste enthalten.

Bischof bringt damit die Situation der Diplomanden auf einen wesentlichen Punkt - nämlich der Frage: "Was nun?" Wie werden sich ihr Leben, ihre Arbeit und ihre Verdienstmöglichkeiten nach dem Diplom entwickeln? Im Idealfall soll der Rezipient auf der Schaukel im Hof der Bildhauer-Ateliers den 80 Minuten Interviews zuhören. Ein Appell, Ängste leicht und schwingend wahrzunehmen.

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