Salzburger Nachrichten am 25. Juni 2002 - Bereich: kultur
Jetzt geht's ums Ganze

Die Salzburger Banken sind bereit, das Hollein-Projekt zu verwirklichen. Diese volkswirtschaftlich vorteilhafte Variante könnte den Durchbruch bringen.

WERNER THUSWALDNER

In dem langwierigen Ringen um eine Museumslösung für Salzburg ist heute, Dienstag, ein wichtiger Lostag. Heute wird die Überprü-fung des Hollein-Projekt auf seine Verwirklichung auf den Tisch gelegt, ebenso die Überprüfung des Betreiberkonzepts. Zugleich ist von einer überraschenden Initiative für das Projekt zu berichten.

Bekanntlich hat Architekt Hollein sein Projekt aus den neunziger Jahren überarbeitet und verkleinert. Die Gesamtnutzfläche beträgt jetzt 9010 Quadratmeter. Der Direktor des Kunsthistorischen Museums in Wien, Wilfried Seipel, hat im Auftrag der Stadt Salzburg ein Betreiberkonzept vorgelegt, das auch Vorschläge für mögliche Ausstellungen enthält. Seipel konnte sich dabei auf die Zusagen der Eremitage und der Guggenheim-Foundation stützen, wonach diese bedeutenden Sammlungen gemeinsam mit dem Kunsthistorischen Museum in Wien als Leihgeber für Salzburg zur Verfügung stellen würden.


SN SPEZIAL

HOLLEIN-PROJEKT

Inzwischen hat sich ein Personenkomitee energisch für die Verwirklichung des Hollein-Pojekts eingesetzt. Das Komitee kann sich auf über 4000 Unterschriften berufen und hat darüber hinaus Spenden aufgetrieben. Mit überzeugenden Argumenten ist es gelungen, einen überaus breiten Kreis für das Projekt zu begeistern. Das Personenkomitee verstand und versteht sein Engagement vor allem als Unterstützung für die Politiker, die richtige Entscheidung zu treffen. Es geht um nicht weniger als eine Weichenstellung für Salzburg mit einer ähnlichen Tragweite wie damals, als man vor dem Bau des Großen Festspielhauses stand.

Das Personenkomitee war immer der Meinung, dass eine Lö-sung nur gemeinsam mit Landeshauptmann Schausberger gefunden werden könne und trat deshalb für eine Verwirklichung des "Kunstzentrums Mönchsberg" ein. Inzwischen ist eine neue Situation entstanden: Der Bund gab zu verstehen, dass Stadt und Land Salzburg nicht mit einer Drittelbeteiligung rechnen dürfen. Bundeskanzler Schüssel erteilte dem Projekt aber keine totale Absage, sondern sagte, dass man, wenn neue Ideen auf den Tisch kämen, reden könne.

Eine solche Idee kann hier vorgestellt werden: Die Salzburger Kreditwirtschaft bereitet eine Strategie vor, mit der das Hollein-Projekt realisiert werden kann. Demnach würden die Salzburger Banken als Bauherr auftreten und das Bauwerk nach der Fertigstellung den Betreibern vermieten. Die Errichtungskosten in der Höhe von 47,4 Mill. Euro werden vom Bauherrn getragen. Die Strategie heißt "Public Private Partnership" und funktioniert ähnlichen einem Immobilienleasing. Der Öffentlichkeit entstehen bis zur Fertigstellung keinerlei Kosten, sie würde aber sehr wohl ein Steueraufkommen von 14,5 Mill. Euro lukrieren.

Die Architekten dieses Vorschlags sprechen von einem erheblichen volkswirtschaftlichen Nutzen, der sich auch in den Jahren des Betriebs fortsetzen würde. Selbst bei der - bescheidenen - Annahme von jährlich 300.000 Besuchern ergäbe sich ein Überhang zu Gunsten der öffentlichen Hand von 900.000 Euro.


Konzentration der Mittel
auf ein Projekt

Die private Bauherrschaft stellt einen weiteren Vorteil sicher. Mit dieser Strategie entgeht man der Forderung, dass das Bauvorhaben EU-weit neu ausgeschrieben werden müsste. Das wäre absurd, denn das ganze Interesse gilt dem Hollein-Projekt, so wie es jetzt vorliegt.

In der neuen Situation mit der - vorläufigen - Zurückhaltung des Bundes stellt sich nicht nur für das Personenkomitee die Frage, ob es weiterhin sinnvoll ist, den Plan für ein "Kunstzentrum Mönchsberg", das heißt die Verwirklichung des Hollein-Projekts und den Bau eines Museums auf dem Mönchsberg, zu verfolgen. Von Seiten des Bundes wurde deutliches Unverständnis dafür signalisiert, dass Salzburg beides haben will. Die Konsequenz muss sein, sich zu einer realistischen Lösung durchzuringen. Zwangsläufig muss die Entscheidung für das attraktivere Projekt fallen. Das verlangt die Vernunft.

Das Projekt mit der internationalen Ausstrahlung und mit der Zusage, Zugang zu den Sammlungen von Eremitage, Guggenheim und Kunsthistorischem Museum zu haben, ist jenes von Hollein.

Der für das Museum auf dem Berg gewählte Standort ist ideal für ein einmaliges Aussichtsrestaurant. Für dieses Vorhaben ließen sich Investoren und Betreiber gewinnbringend finden. Rational vorgehende Politik kann das nicht anders sehen. Sie muss daran interessiert sein, für Salzburg das Beste zu erreichen.