01.03.2002 13:21:00 MEZ
Oskar Kokoschka-Preis 2002 für Ilya Kabakov
Es ist die wichtigste und höchstdotierte Auszeichnung für Bildende Kunst in Österreich

Wien - Der russische Künstler Ilya Kabakov ist mit dem Oskar Kokoschka-Preis 2002 ausgezeichnet worden. Die Verleihung im Heiligenkreuzerhof, dem Ausstellungszentrum der Universität für angewandte Kunst Wien, fand traditionsgemäß an Kokoschkas Geburtstag statt. Überreicht wurde die wichtigste und mit 18.168 Euro höchstdotierte Auszeichnung für Bildende Kunst in Österreich durch den Leiter der Hochschulsektion im Bildungsministerium, Sigurd Höllinger, in Vertretung von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. Die Laudatio hielt Lorand Hegyi.

Werdegang

Ilya Kabakov ist der international erfolgreichste Vertreter des Moskauer konzeptualistischen Kreises. Er wurde am 30. September 1933 in Dnjepropetrowsk in der Ukraine geboren, besuchte ab 1945 die Moskauer Kunstschule und ab 1951 die Surikov Kunstakademie in Moskau und arbeitete zunächst als Kinderbuchillustrator. 1965 wurde er Mitglied des Künstlerbundes der UdSSR, 1987 emigrierte er aus der Sowjetunion. Derzeit lebt Kabakov in New York.

In seinem künstlerischen Werk, das vom Tafelbild bis zu großen visuell-narrativen Rauminstallationen reicht, setzt der russische Avantgardist sich kritisch mit der realsozialistischen Gesellschaft und dem Sozialistischen Realismus auseinander. Er ist Träger des Max-Beckmann-Preises, des Joseph Beuys-Preises und Inhaber des Ehrendiploms der Biennale von Venedig.

Kabakov transponiere in seinem überaus vielfältigen künstlerischen Oeuvre private Erfahrungen mit seinem kulturellen, sozialen und politischen Umfeld sowie die Erfahrung von Flucht und Exil zu einer allgemein gültigen Metapher für die menschliche Existenz, erläuterte Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst und Jury-Vorsitzender, die Gründe für die Entscheidung der Jury.

Laudatio und Dankesrede

Der ehemalige Direktor des Museums Moderner Kunst Wien, Lorand Hegyi, meinte in seiner Laudatio, Kabakov, der in den vergangenen Jahren immer wieder mit seiner Frau Emilia zusammen gearbeitet hat, lasse sich als zentrales Phänomen der zeitgenössischen Kunst nicht allein durch seine konkreten Kindheitserfahrungen und die Geschichte seines Landes erklären. Sein komplexes Oeuvre sei vielmehr ein "Labyrinth der Referenzen", das universelle Hauptfragen unserer Existenz behandle.

Kabakov betonte in seiner Dankesrede die "riesige Rolle", die Österreich für seine Kunst spiele. Die Einladung des aus Graz stammenden Galeristen und gegenwärtigen Leiters der Kunsthalle Basel, Peter Pakesch, 1987 nach Graz und damit Kabakovs Arbeitsbeginn im Westen seien für ihn die "Initiation" als Künstler gewesen. Pakesch sei ihm wie ein Engel erschienen, der ihm die Tür in eine neue Welt, die Kunstwelt, geöffnet habe.

Biennale-Beitrag

Den viel beachteten Beitrag zur Biennale in Venedig 2001 von Emilia & Ilya Kabakov "Not everyone will be taken into the future" hat das MAK kürzlich als Dauerleihgabe erhalten. Die großdimensionierte Installation wird derzeit in die permanente Präsentation in der MAK-Gegenwartskunstsammlung im Gefechtsturm Arenbergpark integriert und soll im Sommer der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Der Oskar Kokoschka-Preis wurde 1980, im Todesjahr des 1886 in Pöchlarn geborenen Malers, auf Anregung des damaligen Rektors der Universität für angewandte Kunst, Oswald Oberhuber, von der Bundesregierung gestiftet. Er wird alle zwei Jahre an eine/n bildenden Künstler/in in Anerkennung seines/ihres Schaffens verliehen. Der erste Preis ging 1981 an Hans Hartung, seither wurden u.a. Gerhard Richter, die Maler von Gugging, Agnes Martin, Jannis Kounellis, John Baldessari, Maria Lassnig und im Jahr 2000 Valie Export ausgezeichnet.

Der Jury gehörten diesmal unter dem Vorsitz von Gerald Bast noch Friedrich Bach, Lorand Hegyi, Hans Hollein, Sigurd Höllinger, Andreas Mailath-Pokorny, Carl Pruscha, Klaus Albrecht Schröder, Andrea Schurian und Adolf Frohner an.(APA)


Quelle: © derStandard.at