Info
Bis 5. 9., Krinzinger Projekte, 7., Schottenfeldg. 45
Smiley
Line heißt die vier Meter lange Parade aus Plastikhelden, die über den
Sockel stolziert. In der Tat lösen die von Anant Joshi (geb. 1969) zu
einem vielarmigen und vielbeinigen bunten Monster zusammengeschweißten
Superheros zunächst ein Lächeln aus. Gleich nebenan hat Joshi, quasi
sortenrein, rotes Kunststoff-Spielzeug zum Smiley-Tower, grünes zum
Smiley-Castle zusammengeschmolzen und aus Barbies Beinen eine Art
Fetisch-Blumengesteck arrangiert. Arbeiten, die mehr sind als bunte
Staubfänger: Vergegenwärtigt man sich die starre Lachfratze eines
Smileys, könnte es den Betrachter fast gruseln: Die Umstände, unter
denen in chinesischen und indischen Fabriken die Wegwerfware produziert
wird, sind tatsächlich gruselig.
Auch die anderen Arbeiten
indischer Künstler im temporären Spielzeugland Krinzinger Projekte
arbeiten Under The Surface, sind also subtiler und kritischer als ihre
süße, äußere Hülle vermuten ließe: Künstler und Aktivist Tushar Joag
(geb. 1969) nutzt seine Arbeiten, um die Stadtentwicklung _in Mumbai,
etwa die Zerstörung des historischen Crawford Markets, kritisch zu
reflektieren. Am ästhetisch anspruchsvollsten arbeitet Hema Upadhyay
(geb. 1972), die die Realität von Emigranten hinterfragt. Dieses
Sich-Verlieren von Identität in der Masse übersetzt sie in ornamentale
Bilder oder Installationen aus Puzzleteilen, die die Erwartungen eines
einheitlichen Bildes nicht erfüllen. (kafe, DER STANDARD/Printausgabe
12.8.2009)