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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
15. September 2006
18:58 MESZ
Bis 28.1.2007 
Foto: Sammlung Essl
"Image of Children No. 19": Wang Dajun zeigt, was in China wirklich los ist

"China Now" in der Sammlung Essl
Beispiellos erfolgreich: Chinesische Gegenwartskunst in Klosterneuburg

Klosterneuburg - Eines der Lieblingsmotive des internationalen Sozialistischen Realismus bildeten stets die Helden des Aufbaus. In Massen bevölkerten sie das, was im anderen Teil der Welt Werbung genannt wurde - beide Propagandaschulen jedenfalls behaupteten Wahrheitstreue und (historische) Korrektheit als Basis. Und wirklich, trotz Einheitszahnpasta dort und unendlicher Weiten der Produktwelt hier, die Helden des Aufbaus verbindet mit den Helden des Wiederaufbaus das gleiche makellose Lächeln.

Der Sozialistische Realismus wurde per Verordnung eingeführt, im wilden Westen fanden sich subtilere Methoden, nichts als die Wahrheit zu verkünden. Und dennoch kam es hier wie dort gelegentlich zur Renitenz, zum Aufstand gegen die verbindliche künstlerische Methode. Die harmloseste Ausprägung der Aufsässigkeit ist als Pop-Art überliefert. Der gegenüber konnte leicht großzügig sein, wer einmal ihr affirmatives Potenzial verstanden hat, und also machte Andy Warhol mitten in Amerika Karriere.

Altes, "kritisch gemeint"

China, von dem momentan gerne behauptet wird, es wäre im Umbruch, hat das richtig erkannt und exportiert jetzt massenhaft täuschend echte Pop-Art nach dem Muster: "Man nehme die guten alten Propaganda-Motive, und behaupte, sie wären jetzt ganz kritisch gemeint." Wang Guangyi und Wang Dajun sind diesbezüglich Markennamen, die man sich wird merken müssen.

Karl-Heinz Essl jedenfalls hat schon zugeschlagen und zeigt uns derzeit - zeitgleich mit der Hamburger Kunsthalle -, was China Now auszeichnet. Immerhin 100 Werke von 42 Künstlern sind in Klosterneuburg ausgestellt, also etwa ein Drittel so viel wie in Hamburg. Dort zeigt man die 300 Werke der Sammlung des Uli Sigg, jenes Schweizer China-Experten, der Karl-Heinz Essl das neue Steckenpferd anempfohlen hat. Aktiv kuratiert hat die Schau Feng Boyi, Mitglied der "China Artists' Association" und darüber hinaus unabhängiger Kritiker und Kurator. Er zeigt ein in allen Medien gewandt agierendes Spektrum an chinesischen Künstlern, die teils an Originalschauplätzen, teils in der Diaspora an hoch dekorativen Aufarbeitungsstücken feilen.

"Vital", "voller Optimismus"

Viele haben es damit schon zum "Shooting-Star" bei Sotheby's, Christie's oder Phillips de Pury & Company gebracht, alle jedenfalls werden mit den üblichen Orden für Neuzugänge im latent fadisierten Westmarkt ausgezeichnet: "Authentisch" sind sie, und voller "Begeisterung", und so etwas von "vital", und voller "Optimismus". Und überhaupt ist dieses Land ein prachtvolles und darin Vorbild. Sicher, klärt uns Karl-Heinz Essl auf, "Mao, Tibet, Sex und Politik" sind Tabuthemen", aber abgesehen davon ist Chinas Aufstieg zur führenden Wirtschaftsmacht eine "Erfolgsgeschichte ohne Beispiel". Und so etwas verbindet eben. (Markus Mittringer, DER STANDARD Printausgabe, 16./17.09.2006)


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