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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
16. November 2004
12:51 MEZ
Von
Franz Niegelhell

Bis 20. Februar 2005
 
Illustration: Much/Wien Museum
Was wäre, wenn jetzt mehr Eventkultur...? Ein Beitrag des Zeichners Much fürs Stadtmuseum.

Irritation durch Quasten: "Witzzeichner besuchen das Museum"
Wien Museum hinterfragt Rituale ehrfürchtiger Betrachtung und korrekter wissenschaftlicher Katalogisierung

Wien - Eine Reihe von "furchtlosen Expeditionsteilnehmern" hat sich auf die eine Reise durch die Ausstellung Batzen, Wuschel und Zapfen im Wien Museum begeben. Ihre Entdeckungen ergänzen zurzeit in gezeichneter Form die dortige Ausstellung. Sie erlauben dem Besucher neuartige Einblicke sowohl in die Geschichte Wiens als auch in den Museumsbetrieb.

Neben einem Pinienzapfen aus der römischen Kaiserzeit wird man etwa Zeuge eines Zapfendiebstahls oder kann andernorts "Eine kleine Kulturgeschichte der Quaste" bestaunen.

Witzzeichner besuchen das Museum nennt sich die Intervention, zu der das Wien Museum neun Zeichner und Zeichnerinnen eingeladen hat. Sie wurden gebeten, die Dauerausstellung des Museums zu begutachten und in Reaktion darauf Arbeiten wie Comic-Strips, Bilderzählungen, Reportagen und Humorzeichnungen anzufertigen.

Die Arbeiten von Rudi Klein, Thomas Kriebaum, Ulli Lust, Nicolas Mahler, Much (Michael Unterleitner), Tex Rubinowitz, Jean Veenenbos, Sibylle Vogel und Heinz Wolf sind nun in einer auf alle drei Stockwerke der ständigen Sammlungspräsentation verstreuten Ausstellung zu sehen. Sie zeigt humorvolle Blick auf geschichtliche und museale Zusammenhänge, Museumsobjekte und -besucher. Die Humorzeichner treffen mit ihrem subversiv unbedarften Zugang auf die "fremde" Museumswelt und hinterfragen deren Rituale ehrfürchtiger Betrachtung und korrekter wissenschaftlicher Katalogisierung.

"Das Museum ist eine Institution, die in unserem stets ungerechten Bewusstsein irgendwo zwischen Ehrfurcht gebietender Spinnwebensammlung und sterbenslangweiligem Archiv der wirklich wichtigen Dinge rangiert. Doch für kurze magische Momente kann im Museum eine seltsame Eintracht zwischen den wandelnden Besuchern und vordergründig leblosen Artefakten entstehen."

So beschreibt Ulli Lust das, was den Charme dieser unterhaltsamen Kommentierung der Sammlung ausmacht.

Das Museum mit seinen Ausstellungsgegenständen wird hier also durch kleine feine, manchmal auch etwas derbere Kommentare zum Ort des Schmunzelns, Staunens und Nachdenken. Trotz unterschiedlicher Techniken, Stile und Sichtweisen: Die hohe Schule des reduzierten Zeichnens beherrschen alle der Zeichner, ganze Storys werden in ein bis drei pointierten Bildern untergebracht. Comic meint hier oftmals Komik - das tut der Schau gut und wertet die ohnehin sehenswerte Ausstellung zusätzlich auf. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.11.2004)


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