ImPulsTanz: Ismael Ivo zeigt die Solo-Performance "Mapplethorpe" im
Volkstheater
Blumenfeld und nackte Körper
Von Brigitte Suchan
Robert Mapplethorpe (1946 bis 1989) gilt als einer der
berühmtesten aber auch umstrittensten Fotografen Amerikas. Berühmt wurde
Mapplethorpe durch die männlichen Aktfotos, auf denen er - ästhetisch
perfekt - bevorzugt den schwarzen Körper ablichtete. Sein zweites
Lieblingsmotiv waren Blumen, speziell die Calla, seine Lieblingsblume.
Der brasilianische Tänzer Ismael Ivo, der Mapplethorpe selbst Mitte
der 80er Jahre in New York kennen gelernt hatte, setzt sich in seiner
jüngsten Choreographie, die er schlicht "Mapplethorpe" nennt, mit dem
Fotografen und seinen Lieblingsthemen auseinander. "Mapplethorpe"
entstand als Auftragswerk für die Biennale 2002. Man erwartet eigentlich
eine Hommage. Ivo selbst zeigt sich in diversen Interviews sehr
beeindruckt von der Begegnung mit dem Fotografen, dem er einmal selbst
Modell stand - allerdings nicht für eine Aktaufnahme. Doch "Mapplethorpe"
ist hintergründig auch eine Abrechnung. Eine Abrechnung mit der
Angewohnheit des weißen Mannes, den schwarzen Körper mit sinnlichen,
erotischen und erotisierenden Phantasien und Mythen zu überfrachten.
Teilweise erfüllt Ivo die voyeuristische Begierde, indem er sich vor
einer Spiegelwand nackt am Boden liegend wie vor einer Kameralinse
produziert, das Klicken des Auslösers als Tonkulisse. Zeigt genau das, was
Mapplethorpe hunderte Male abbildete: einen schönen, muskulösen schwarzen
Körper. Dann wiederum bewegt er sich zu den rhythmischen Trommelsolos aus
Steve Reich's "Pulses" in, dem Afro-Dance entlehnten, Bewegungsmustern -
noch ein Klischee. Im Vordergrund beherrscht ein Feld von Callas die
Bühne. Auch die Blumen sind von einer perfekten Ästhetik. Später
laufen im Hintergrund über eine Projektionsfläche die Namen von
Todeskandidaten in amerikanischen Gefängnissen, mehrheitlich Schwarze, die
gesellschaftliche Realität der "schwarzen Körper". Ivo umschreitet das
Blumenfeld, minimalistisch in seinen Bewegungen. Zum Schluss dann doch
wieder eine Hommage. Auf einem Sockel stehend von rotem Licht umflossen,
wird der nackte Körper zur Skulptur und zum Denkmal menschlicher
Schönheit. Puccinis "E lucevan le stelle" erklingt und der Kitsch ist
perfekt. Zu sehen noch am 8. und 9. August im Volkstheater.
Erschienen am: 08.08.2003 |
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