Im September 2001 eröffnete das Wiener
Museum Moderner Kunst mit einer Reihe von baulichen Mängeln. Der neue
Direktor Edelbert Köb begann ein halbes Jahr später mit der Sanierung.
Zobernigs Einbau
![Weißer Kubus (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: APA](00056974-Dateien/3-cube-t.jpe) |
Weißer Kubus (Zum Vergrößern anklicken) /
©Bild: APA |
Für Wechsel-
ausstellungen sollte eine weitere Ausstellungsebene
geschaffen werden. Köb beauftragte den bildenden Künstler Heimo Zobernig
mit der Gestaltung. Der schlug vor den Luft- und Aufzugsschacht, der das
Gebäude zweiteilte, durch eine Ebene zu ergänzen. Seit Juni 2002 besteht
nun eine Verbindungsetage zwischen Foyer und Dach. Nun hat Zobernig in dem
von ihm geschaffenen "White Cube" seine erste große Museumspersonale in
Wien.
Möglichkeiten
Zobernig, Jahrgang 1958, der an der Hochschule für Angewandte Kunst
Bühnenbild studierte, ist ein sehr komplexer und vielseitiger Künstler. Er
ist international sehr gefragt und in der Malerei genauso zu Hause wie im
architektonischen Denken, in der Typografie als auch in der Skulptur.
NeoGeo
![(Zum Vergrößern anklicken)](00056974-Dateien/3-2002_b_Acryl_Videorot-t.jpe) |
(Zum Vergrößern
anklicken) |
Bekannt wurde er Mitte der
80er Jahre mit abstrakt geometrischen Farbbildern, die der neu entstanden
Bewegung des "NeoGeo" zuzurechnen war. Gemeinsam mit Gerwald Rockenschaub,
Ernst Caramelle sowie den Schweizern Armleder, Federle und Lohse, den
Amerikanern Halley, Taffee und Mullican und den Deutschen Knoebel, Förg
und Palermo nahm von Wien diese internationale Bewegung ihren Ausgang.
Theoretischer Hintergrund dieser Neuorientierung war die Philosophie des
Wiener Kreises sowie die Architekturtheorien von Loos und die Sprachkritik
Wittgensteins.
Streifenbilder
In der Galerie Pakesch zeigte Zobernig 1985 seine Streifenbilder,
nachdem er die Wände schwarz bemalte und so erneut in einen Galerieraum
gestaltend eingriff. Vor den schwarzen Wänden begannen seine Ölfarben
verstärkt zu strahlen.
![Ohne Titel, 1994](00056974-Dateien/3-Zobernig_o.T.1994.jpe) |
Ohne Titel,
1994 |
Fiktives Lexikon
Zobernig entwirft gerne Ordnungssysteme und bediente sich 1992, im Jahr
seiner ersten documenta-Beteiligung, des Alphabets. Gemeinsam mit
Ferdinand Schmatz versammelte er ironisch die Kunstwelt von A bis Z in
einem Buch, das wie ein Lexikon gestaltet war. Im "Lexikon der Kunst"
waren subjektiv gewählte Namen prominenter und unbekannter Personen sowie
Begriffe des Kunstbetriebs zu finden.
Betonplatte
Eine der schönsten Arbeiten von Heimo Zobernig entstand 1990 für das
Sammlerehepaar Christine und Bertran Conrad-Eybesfeld im Schlosspark Jöß
in der Steiermark. Eine 15cm starke Betonplatte ersetzte einen in vagen
Umrissen erkennbaren Tennisplatz. Auf der Vorderkante der Platte war mit
Helvetica-Schrift folgender Satz eingraviert: "Diese Betonplatte wurde von
Heimo Zobernig für Christine und Bertran Conrad-Eybesfeld konzipiert und
im Frühjahr 1990 realisiert. Dixit Ferdinand Schmatz. Transportbeton
Illmitz." Besser hätte man die historischen Bezüge von Skulptur und ihre
Ortlosigkeit in der Moderne nicht darstellen können.
Link: Heimo Zobernig im Internet