Inside the White Cube

Unter dem Titel "Mid Career Survey" zeigt das Museum Moderner Kunst eine Werkschau des österreichischen Künstlers Heimo Zobernig.


Im September 2001 eröffnete das Wiener Museum Moderner Kunst mit einer Reihe von baulichen Mängeln. Der neue Direktor Edelbert Köb begann ein halbes Jahr später mit der Sanierung.

Zobernigs Einbau

Weißer Kubus (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: APA
Weißer Kubus (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: APA

Für Wechsel-
ausstellungen sollte eine weitere Ausstellungsebene geschaffen werden. Köb beauftragte den bildenden Künstler Heimo Zobernig mit der Gestaltung. Der schlug vor den Luft- und Aufzugsschacht, der das Gebäude zweiteilte, durch eine Ebene zu ergänzen. Seit Juni 2002 besteht nun eine Verbindungsetage zwischen Foyer und Dach. Nun hat Zobernig in dem von ihm geschaffenen "White Cube" seine erste große Museumspersonale in Wien.

Möglichkeiten

Zobernig, Jahrgang 1958, der an der Hochschule für Angewandte Kunst Bühnenbild studierte, ist ein sehr komplexer und vielseitiger Künstler. Er ist international sehr gefragt und in der Malerei genauso zu Hause wie im architektonischen Denken, in der Typografie als auch in der Skulptur.

NeoGeo

(Zum Vergrößern anklicken)
(Zum Vergrößern anklicken)
Bekannt wurde er Mitte der 80er Jahre mit abstrakt geometrischen Farbbildern, die der neu entstanden Bewegung des "NeoGeo" zuzurechnen war. Gemeinsam mit Gerwald Rockenschaub, Ernst Caramelle sowie den Schweizern Armleder, Federle und Lohse, den Amerikanern Halley, Taffee und Mullican und den Deutschen Knoebel, Förg und Palermo nahm von Wien diese internationale Bewegung ihren Ausgang. Theoretischer Hintergrund dieser Neuorientierung war die Philosophie des Wiener Kreises sowie die Architekturtheorien von Loos und die Sprachkritik Wittgensteins.

Streifenbilder

In der Galerie Pakesch zeigte Zobernig 1985 seine Streifenbilder, nachdem er die Wände schwarz bemalte und so erneut in einen Galerieraum gestaltend eingriff. Vor den schwarzen Wänden begannen seine Ölfarben verstärkt zu strahlen.

Ohne Titel, 1994
Ohne Titel, 1994

Fiktives Lexikon

Zobernig entwirft gerne Ordnungssysteme und bediente sich 1992, im Jahr seiner ersten documenta-Beteiligung, des Alphabets. Gemeinsam mit Ferdinand Schmatz versammelte er ironisch die Kunstwelt von A bis Z in einem Buch, das wie ein Lexikon gestaltet war. Im "Lexikon der Kunst" waren subjektiv gewählte Namen prominenter und unbekannter Personen sowie Begriffe des Kunstbetriebs zu finden.


Betonplatte

Eine der schönsten Arbeiten von Heimo Zobernig entstand 1990 für das Sammlerehepaar Christine und Bertran Conrad-Eybesfeld im Schlosspark Jöß in der Steiermark. Eine 15cm starke Betonplatte ersetzte einen in vagen Umrissen erkennbaren Tennisplatz. Auf der Vorderkante der Platte war mit Helvetica-Schrift folgender Satz eingraviert: "Diese Betonplatte wurde von Heimo Zobernig für Christine und Bertran Conrad-Eybesfeld konzipiert und im Frühjahr 1990 realisiert. Dixit Ferdinand Schmatz. Transportbeton Illmitz." Besser hätte man die historischen Bezüge von Skulptur und ihre Ortlosigkeit in der Moderne nicht darstellen können.

Link: Heimo Zobernig im Internet

Radio &sterreich 1