Galerie Grita Insam. Was für unsereins eine unbewußte
alltägliche Handlung ist, nämlich aus dem Fenster zu blicken und nach dem
Wetter zu spähen, hat die Kanadierin Tania Kitchell zum poetischen
Akt erklärt. Notiert werden hiefür Zeit, Datum, Temperatur, die
Wettervorhersage kommt auf den Prüfstand. Ins Visier genommen werden nicht
nur Wetterrekorde, sondern auch die Auswirkungen des Klimas auf Physis und
Psyche.
Der sichtbare Ausdruck dieser Arbeit, mithin das
künstlerische Produkt, ist äußerst vielfältig: da gibt es aus Performances
resultierende Photographien, auf denen sich die Künstlerin wie eine
menschliche Skulptur in den Schnee preßt oder diesen als Körperabdruck zum
bildnerischen Element erhebt. Oder wunderbare Papierreliefs, für die
Kitchell assoziative Wetter-Wendungen mit Nadeln in weißes Papier
stichelt: "Snow White", "White Heat", "Cold Fever". Schließlich wurden in
Textbildern auch Filme wie "Fargo" und "The Birds" auf Wettergeschehen
untersucht.
Die Arbeit ist keinesfalls als agitatorische Replik auf
die dräuenden Klimaveränderungen zu verstehen, dazu geht Kitchell viel zu
besonnen vor. Allerdings stimmt sie nachdenklich - und erhält dadurch
nicht nur poetische, sondern auch politische Brisanz (I., Köllnerhofgasse
6; bis 31. August).
Galerie Johannes Faber. New York ist durch den
11. September 2001 als künstlerisches Thema wieder ins Zentrum der
Aufmerksamkeit gerückt. Allerdings hat Tom Baril für sein zwischen
1993 und 1999 entstandenes New-York-Portfolio nicht das Word Trade Center
oder verwandte Ikonen der Gegenwartsarchitektur abgelichtet, sondern das
"alte" New York ins Visier genommen: das Chrysler Building, die Brücken,
das gotisierende Woolworth-Building, Fabrikschlote an einer Straße.
Interpretiert hat er diese Ansichten mittels Polaroid, vervielfältigt in
der alten Technik der Photogravure, einem Verfahren, das den Aufnahmen
einen malerischen Anstrich verleiht. Mit diesem Kunstwollen bewegt Baril
sich bisweilen hart an der Grenze zum Kitsch.
Dem osteuropäischen Surrealismus verpflichtet sind die
Stil- leben Josip Klaricas (1946), für die er Schafsköpfe, Melonen,
Schweinsohren und dergleichen arrangiert. Gewöhnungsbedürftig, aber
sehenswert. Ein Kontrapunkt zu so viel Stilisierung: die anthropologischen
Reportagen des emigrierten Wieners Richard Erdoes. (IV.,
Brahmsplatz 7; bis 23. August).
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