Salzburger Nachrichten am 06. Juni 2002 - Bereich: kultur
Beachtliche Sammlung

"Von Klimt bis Wotruba" in Innsbruck

25 Gemälde und sechs Skulpturen "Von Klimt bis Wotruba" - aus einer Sammlung, deren Grundstock mit der "Olympia-Stiftung" 1963/64 gelegt wurde - posieren selbstbewusst auf der zweiflügelig konzipierten "Kunstbrücke" der Raiffeisen Landesbank in Innsbruck.

Verführerisch winkt das "Mädchen im weißen Kleid" von dem Impressionisten Leo Putz mit dem Sonnenschirm hinüber in den "Buchenwald" von Theodor v. Hörmann. Klimts seltenes Männerporträt "Musikdirektor Josef Pembaur", Kokoschkas "Ludwig v. Ficker" und Richard Gerstls "Selbstbildnis" sind Porträts der Upper Class, die nicht nur die Entwicklung von der Secessionskunst zum österreichischen Expressionismus, sondern auch die museale Bedeutung des Landesmuseums Ferdinandeum signalisieren.

Der expressionistische "Leichnam eines jungen Mannes" von Herbert Boeckl scheint Egger-Lienz, der unter seiner "Sportmütze" nachdenklich herüberlinst, durchaus zu inspirieren, während die neue Sachlichkeit der "Kellerkinder" von Ernst Nepo sentimentale Seitenblicke keineswegs goutiert. Hans Staudacher verbirgt seine abgefahrene "Figur mit meinem ABC" höchst kryptisch hinter expressiver Abstraktion; Oswald Oberhubers "Tachistische Komposition" schmettert jegliche starre Regeln stur und permanent ab. Auf "Stelzfüßen" ruht Maria Lassnig, Markus Prachensky hingegen läuft im informellen Tachismus nach wie vor zur Hochform auf. Der Südtiroler Karl Plattner erhebt "Die Frau und den Berg" zum busenlastigen Kultobjekt; Max Weilers aggressive Inszenierung von "Gottfried Hohenauer" ist in der Persönlichkeit des Porträtierten greifbar.

Skulpturen von Wotruba, Avramidis, Walter Pichler, Gironcoli u. a. setzen der dicht aufgebauten Schau den stimmigen Schlusspunkt. (Bis 14. 6.)

HELGA REICHART