Salzburger Nachrichten am 15. September 2005 - Bereich:
kultur
Ein Juwel der Alten Kunst Neuaufstellung der Alten
Galerie im Schloss Eggenberg in Graz
MARTIN BEHRGRAZ (SN). Der heilige Nikolaus grüßt, segnet und weist den
Weg. Das von einem österreichischen Maler um 1280 beidseitig bemalte
Türblatt aus Fichtenholz führt ein in die Neuaufstellung der Alten Galerie
am Landesmuseum Joanneum in Schloss Eggenberg in Graz. Die mit Tempera und
Leimfarbe gemalte Heiligenfigur bildet den Auftakt für eine
kunsthistorische Reise ins Mittelalter und in die Neuzeit. Heute,
Donnerstag, wird die "neue" Alte Galerie in den Räumen des nach dem
Vorbild des spanischen Escorials gestalteten Schlosses Eggenberg
eröffnet. Der insgesamt zwei Millionen Euro teure Umzug der Sammlung verlief
nicht ohne negative Zwischentöne - etwa die rechtlich problematische
Absetzung des früheren Chefs der Alten Galerie, Gottfried Biedermann. Für
die Besucher der Alten Galerie hat sich das Projekt aber gelohnt. Die 22
Säle bieten für die rund 350 ausgestellten Exponate bessere Bedingungen
als auf dem alten Standort, eine auf die Werke abgestimmte Wandbemalung
und Lichtregie erweist sich als vorteilhaft. Nur in seltenen Fällen
erscheinen die Kunstwerke überinszeniert. "In dieser Sammlung von
europäischem Rang steigern sich die Objekte und der Ort gegenseitig",
erklärt Peter Pakesch, der Intendant des Landesmuseums Joanneum. Das große Welttheater in thematischen Kreisen Unter dem Motto "Das
große Welttheater" ist die Sammlung der Alten Galerie nicht chronologisch,
sondern nach Themenkreisen geordnet. 16 Leihgaben aus der Sammlung
Thyssen-Bornemisza, darunter Gemälde von Antonio Amorosi, Cornelis de Heem
oder Sebastiano Ricci, ergänzen die ganzjährig geöffnete Schau. Höhepunkte sind die um 1260/70 entstandene Admonter Madonna, eine der
wichtigsten Holzskulpturen der Hochgotik, sowie eine Votivtafel von St.
Lambrecht (um 1430). Als exzellentes Beispiel nachmittelalterlicher
Malerei gilt die "Landschaft mit Bergwerk" von Herri met de Bles, von Jan
Breughel d. Ä. stammt die Variante einer bereits von seinem Vater Pieter
aufgegriffenen Allegorie: "Triumph des Todes." Aus der Barockzeit sticht Rottmayrs "Opferung Isaaks" hervor, ein
Detail des manieristischen Ölgemäldes "Mars, Venus und Amor" von
Bartholomäus Spranger dient der Alten Galerie als Logo und Werbeplakat.
"Der letzte Raum ist dem Kremser Schmidt genannten Künstler gewidmet
und stellt einen Epilog auf die Fülle barocker Kunst dar", erklärt Ulrich
Becker, der Leiter der Alten Galerie. Wie am Mittwoch bekannt wurde,
könnte das Schloss Eggenberg schon bald in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste
aufgenommen werden. |