Künstlerhaus Wien: Mitglieder-Werkschau im Salon 2002
Stilistischer Pluralismus
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Nach gut einem Jahrzehnt hat das Künstlerhaus eine alte
Tradition wieder aufgenommen, die für jede Generation allerdings eine
andere Bedeutung als die ursprüngliche hatte: der Salon. In aktuellen
Fragestellungen wird das, was Künstlerhaus-Mitglieder schaffen, die seit
1990 neu aufgenommen wurden, nicht nur in den zwei Stockwerken mit
Nebenräumen gezeigt, sondern auch diskutiert. Dazu wird der Brauch der
Atelierbesuche (allerdings nach Anmeldung) als zeitliche und räumliche
Ausdehnung des Diskurses adaptiert. Als Kurator für die Ausstellung,
die noch bis 22. September zu sehen ist, fungiert Joachim Lothar Gartner,
eines der neuen Mitglieder, Victoria Coeln hat zusammen mit Susanne John
und Peter Bogner die Organisation gemanagt, Dieter Bogner fungierte als
Berater des Salons, der nicht einem Thema, einer kunsttheoretischen
Theorie oder einer Erzählung folgt und auch keiner Chronologie. Damit
unterscheidet sich die neue Form entscheidend vom Salon seit der
Renaissance, über den im Katalog u. a. Angelica Bäumer schreibt. Grund
des Projekts ist vor allem, die Öffentlichkeit stärker als bisher und noch
vor der Erstellung der neuen Infrastruktur, die das Haus stärker an den
Karlsplatz anbinden wird, in die Arbeit der ältesten Künstlerverbindung
Österreichs einzubinden. Darum soll es auch in den Gesprächen um die
Bereiche Wirtschaft und Kunst, Leben und Kunst, Raum für Kunst,
Museumssituation, neue Architekturanforderungen und die Zukunft und
Berechtigung von Kunst gehen. Im Gegensatz zur stärker theorieverbundenen
Secession gibt man sich also pragmatisch und baut die Gesellschaft direkt
mit ein. In der "Momentaufnahme" der rezenten Arbeiten der weiblichen
und männlichen Mitglieder des Hauses ist die schwer zu strukturierende
Vielfalt in fünf Sektionen eingeteilt, wobei Architektur, Fotografie und
neue Medien, Malerei und Grafik sowie neue Skulptur und Installation zur
Debatte stehen. Die realistischen Positionen in der Malerei wie von Xenia
Hausner oder Attersee sind oben zu finden - nur einige riesige Formate von
Hrdlicka hängen neben Mleneks Bildbahnen im zentralen Plastikersaal. Kein
Mitglied wurde im Prozess ausgeschlossen, was die enorme Fülle bis ins
Internetcafé und in den alten Vorraum wie ins Ranftlzimmer wachsen lässt.
Im Katalog musste jeder der Künstlerinnen und Künstler ein zentrales
Kurzstatement zur Arbeitsweise abgeben, um den Diskurs weiter anzuregen.
Der Pluralismus ist enorm - zeigt sich z. B. schon bei den plastischen
Positionen von Pillhofer, Weer, Marc Adrian, Judith P. Fischer oder Helene
Avramidis; vier Gespräche werden wohl nicht ausreichen, um auch die
Vielfalt bei Architektinnen und Architekten von Margarethe Cufer über
Rüdiger Lainer, Klaus G. Musil bis Duniecki oder Waclawek und Stanzel zu
diskutieren. Neben den neuen Medien und Installation zeigt sich auch eine
positive Bilanz in der Einbeziehung von ausländischen Künstlerinnen und
Künstlern, die in Wien leben: So sind auch Leslie De Melo, Gabriela
Medvedova, Takako Matusukawa, Li Yan Pin, Zekerya Saribatur, Miloslav
Cicvárek und Marianne Arvay-Cunderliková im letzten Jahrzehnt beigetreten.
Am Rande ein ganz andere Position bei Christa Cebis als Merksatz für
die Wiedereinbindung für textile Techniken: "Freiheit durch Sticken -
damit Freiheit nicht erstickt". Andere Positionen von interessanten
Künstlerinnen: Karin Hannak, Gerlinde Thuma, Heide Pichler, Susanne Korab
und Christa Biedermann als multimediale rote Königin in Allerweltsstädten.
Dazu zeigt Werner Rischanek eine Serie "In den Sand gezeichnet" in der
Galerie.
Erschienen am: 16.09.2002 |
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