Kultur für Leute, die aktiv sein wollen

VON CHRISTIAN PICHLER

Eine ungemein freundliche Innengestaltung, lichtdurchflutet mit transparenten Wände - nach mehr als einem Jahr ist die Linzer Stadtwerkstatt kaum wieder zu erkennen (Architekt: Reinhard Morawetz). Das neu adaptierte Kulturhaus am Urfahraner Brückenkopf der Nibelungenbrücke soll fortan als "Netzwerk" dienen: für Veranstaltungen abseits des Mainstreams, für das freie Linzer Radio FRO 105,0 und die Netzwerk-Initiative www.servus.at/

Die Stadtwerkstatt steht wieder allen Interessierten offen. Heute und morgen, beim Eröffnungsfest, finden Führungen durch das Haus statt. Die offenen Räume sollen auch die Grundphilosophie der Linzer Kulturmacher/innen verdeutlichen: Menschen weg vom bloßen (Kultur-)Konsum zur aktiven Nutzung von Netzwerken zu ermutigen oder zum eigenständigen Radio-Machen.

Die Idee, das Gebäude gleich einer Büchse zu öffnen, führte dazu, dass Glaswände Mauern ersetzen und Decken- und Dachdurchbrüche oben und unten verbinden. Von der ersten Stufe der Stiege ist der Blick nahezu quer durch das Haus freigegeben vom Keller bis zum Dach.

Was mit dem sperrigen Wort "Rolllogistik" umschrieben wird, ist rasch erklärt: Rampen, bzw. zwischen den Stockwerken ein Lift, wurden eingebaut. Das erleichtert den Gerätetransport beträchtlich und ermöglicht nun auch Rollstuhlfahrern den Besuch von Veranstaltungen. Knapp 500.000 Euro kostete die Neuadaptierung. Stadt, Land und Bund beteiligten sich daran, auch die Wirtschaft unterstützte das Projekt.

Suppe aus Instrumenten

Speis, Trank, Musik, Information und Aktionen erwarten heute und morgen die Besucher des Eröffnungsfestes. Heute startet der offizielle Akt um 16 Uhr (Festreden etc.). servus.at bespielt den neuen Clubraum mit Visuals und Sounds. Radio FRO präsentiert "2nd generation", ein Projekt für MigrantInnen, und gestaltet live Radio. Um 20.30 Uhr folgt die Präsentation von "Zeichnungen - Aus dem Umfeld". Dieser Katalog fasst Zeichnungen von knapp 100 Kunstschaffenden aus dem Umfeld der Stadtwerkstatt in den letzten zwanzig Jahren zusammen.

Höhepunkt ist heute um 23 Uhr die Performance des "Ersten Wiener Gemüseorchesters". Die legendäre Formation interpretiert mit Melanzaniklappen, Gurkophon, Karottenflöten oder Paprikatröten traditionelle afrikanische Musik bis hin zu modernen elektronischen Sounds. Anschließend Instrumentenverkochung zu einer Suppe.