Quer durch Galerien
Die Spezies namens Nachbar
Von Claudia Aigner
Es könnte sich auch bloß um eine Yoga-Übung handeln, wenn ein
Kunsthändler in Nachbars Garten versucht, als Emu zu "reüssieren".
Schließlich geht es mittlerweile ja auch schon fast als Yoga durch, wenn
ein Autofahrer ohne Gasfuß, also mit gaspedalsverachtender
Körperbeherrschung, eine Dreiß'gerzone absolviert. Cajetan Gril stapft
freilich nur Erwin Wurm zuliebe wie ein großer "Bodenhaltungsvogel" herum.
Im Video "Der Nachbar". Nachbarn sind schließlich auch Lebensformen. (Bis
18. Jänner im Mezzanin, Mariahilfer Straße Nr. 74a.) Ist das die
Sparvariante einer "Universum"-Sendung, wo man halt die Spezies von
nebenan (den Nachbarn) als Emu engagiert, nach der Devise "Ein
flugunfähiger Organismus ist doch eh wie der andere"? Im Zweifelsfall ist
beim Wurm aber sowieso alles "Skulptur". Mit sympathischem
Erheiterungseffekt. "Double Whitney": Whitney Houston auf zwei
Monitoren. Auf dem einen bringt sie in einem Stottergesang nur "I" heraus,
auf dem andern bloß "You". Candice Breitz hat nämlich das Video zu "I Will
Always Love You" seziert und aus Whitney Houstons Wortschatz alles
wegamputiert außer "I" bzw. "You". Konzeptueller kann man die ewige Liebe
("ewig" bis zur nächsten Hormonkatastrophe) kaum demontieren. Von
Martin Walde: eine Art L'art-pour-l'art-Maschine, zusammengebastelt mit so
etwas wie McGyvers Improvisationstalent (aus zwei Bügeleisen, einem
Kochtopf und einer Schraubzwinge). Während Rambo theoretisch den
Weltkommunismus mit einem MG und ein paar Handgranaten aus der Welt
schaffen kann, hätte McGyver ja das Zeug dazu, den Rest der Welt mit einem
Feitel und einem Schnürsenkel zu retten. Waldes Maschine, mit der man in
ein schier endloses Plastikband Locken hineinknetet, hätte aber sogar
Rumpelstilzchen in eine Sinnkrise gestürzt. Ausstrahlung hat das Ding aber
zweifellos. Architektur ist eine Form von Psychosomatik. Bis 10.
Jänner bei Kerstin Engholm (Schleifmühlgasse Nr. 3): Eine virtuelle
Begehung von regelrechten Psychoräumen, die dem Psychothriller "Eyes of
Laura Mars" nachempfunden sind, wo eine Fotografin mit den Augen eines
Mörders sieht. Constanze Ruhm ist eine geradezu triefende Atmosphäre
gelungen, vollgesogen mit fühlbarer Präsenz (oder unheimlicher Absenz).
Dazu ein Text, den ich zwar nicht wirklich verstehe, in dem aber
hochphilosophische Sätze vorkommen wie: "Woran wir uns nicht erinnern
können, das werden wir niemals vergessen." Da kann sich Wittgenstein mit
seinem siebenten Satz seines "Tractatus" fast verkriechen. Venedig,
die schönste "Hydrokultur" der Welt, schwimmt auch in Öl gut. Wer Heribert
Mader (bis 12. Jänner in der Galerie Wolfrum, Augustinerstraße Nr. 10) nur
als einen der wirklichen Meister der "dünnflüssigen Kunst" (des Aquarells)
kennt, der kann sich jetzt davon überzeugen, dass Venedig (aber auch New
York) beim Mader auch in Öl "kann". Das (mitunter ziemlich abstrakte)
Mader-Venedig: Ein Gesamtkunstwerk aus Spiegelungen, Licht und flirrender
Materie und immer wieder so etwas wie Osmose (zwischen den Welten ober-
und unterhalb des Wasserspiegels). Augendelikatessen.
Erschienen am: 04.01.2002 |
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