Wiener Zeitung · Archiv


Kunstberichte

Mona Lisas Lächeln mit Bart

Subodh Gupta mit seiner Mona Lisa. Foto: Stephan Wyckoff 2010

Subodh Gupta mit seiner Mona Lisa. Foto: Stephan Wyckoff 2010

Aufzählung Der Karlsplatz als Ort für öffentliche Kunst mit Subodh Guptas Skulptur.

(bbb) Als "Damien Hirst of Dehli" oder "Marcel Duchamp von Asien" sieht sich der bekannte indische Künstler Subodh Gupta, der sich hier in Wien als "idol thief" an Mona Lisa vergeht. Doch es ist nicht Leonardo da Vincis weibliches Alter Ego, das ihn als ehemaligen Maler reizt, sondern er setzt Marcel Duchamps bärtige Paraphrase "L.H.O.O.Q" von 1919 in eine 2,40 Meter hohe Bronzeskulptur "Et tu, Duchamp?" um. Nahe einer antiken Plastik oder einer der Renaissance dunkel eingelassen, blickt sie stoisch und androgyn auf die vorbeifahrenden Autos.

Nicht nur globale Kunst, auch die Aneignungsfragen der feministischen Kunst der 80er Jahre in Amerika, beschäftigen den 1964 in Khagaul, Bihar, geborenen und in Neu-Delhi lebenden Neuinterpreten des "Ready made". Seine Totenkopfmontage aus Stahltöpfen "Very Hungry God" war auf der Biennale in Venedig 2007 das meistdiskutierte Werk; in Wiens Kunsthalle war er schon vor einem Jahrzehnt vertreten.

Doch nun ist Gupta von seinen symbolischen Objekten indischer Kultur zu internationalen Ikonen gewechselt. Die Kunstsprache ist für ihn auf der ganzen Welt gleich, und Mona Lisa lebt am Karlsplatz mit gebremstem Lächeln. Die Fahrt Richtung Schwarzenbergplatz kann durch Kunst im öffentlichen Raum jedenfalls wieder gefährlich werden.

Printausgabe vom Donnerstag, 29. April 2010
Online seit: Mittwoch, 28. April 2010 17:27:00

Kommentar senden:
Name:

Mail:

Überschrift:

Text (max. 1500 Zeichen):

Postadresse:*


* Kommentare werden nicht automatisch veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.
Die Redaktion behält sich vor Kommentare abzulehnen. Wenn Sie eine Veröffentlichung Ihrer Stellungnahme als Leserbrief in der Druckausgabe wünschen, dann bitten wir Sie auch um die Angabe einer nachprüfbaren Postanschrift im Feld Postadresse. Diese Adresse wird online nicht veröffentlicht.

Wiener Zeitung · 1040 Wien, Wiedner Gürtel 10 · Tel. 01/206 99 0 · Mail: online@wienerzeitung.at