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Quer durch Galerien: Galerie Hofstätter; Galerie Contact

Wortgewaltiger Mittelfinger

Von Claudia Aigner

300 Jahre Wiener Zeitung!Nichtrauchen kann Ihre Gesundheit gefährden! Das war jetzt keine Warnung der EU-Gesundheitsminister, die ja nie auf so etwas kämen, weil sie schließlich nicht alle Raucherlungen persönlich kennen können. Die von Picasso zum Beispiel. Hätte ihr, der Legende nach, nicht ein Onkel gleich nach Picassos Geburt geistesgegenwärtig mit einer Zigarre den Odem des Hustens eingeblasen, so hätte sie wohl weiterhin aufs Luftschnappen vergessen. So aber erfuhr die vermeintliche Totgeburt mit Namen Picasso quasi beim postnatalen Passivrauchen ihren eigentlichen Geburtsschock. (Den davor hatte Picasso ja anscheinend verschlafen.) Drum: Rauch zur rechten Zeit (aber nur dann).
Hätte der Mann, der dann zu seinen Lebzeiten von Amors Pfeil mindestens so oft getroffen wurde wie der heilige Sebastian von den Wurfgeschossen der numidischen Bogenschützen, nicht rechtzeitig geraucht, also am 25. Oktober 1881, dann hätte ihn der Hubmann 1957 nicht dabei ertappen können, wie er und sein Kunsthändler Kahnweiler in Cannes einträchtig nebeneinander in ihren Schaukelstühlen wippten, womöglich mit derselben Frequenz. Zwei alte Herren. (Na ja, Picasso war sicher trotzdem irgendwo mit amourösen Wurfpfeilchen gespickt wie während einer Akupunktur.) Der mittlerweile selbst schon legendäre Fotograf Franz Hubmann (inzwischen selber in einem Picasso'schen Alter, nächstes Jahr wird er 90) hat die Spezies namens Künstler eben leidenschaftlich gern in ihrer natürlichen Umgebung fotografiert - im Atelier. Oder im Café Hawelka, das ja ihr Wohnzimmer ist. Dort hat H. C. Artmann einen wortgewaltigen Mittelfinger, lässt ihn, vor Potenz strotzend, vorschnellen, ohne dabei ausfallend zu werden. Er bedient sich also nicht des üblichen, vulgären Mittelfingeridioms (ohne jetzt sagen zu wollen, das sei halt eine dialektale Variante: der waagrechte statt senkrechte schlimme Finger). Sein Gegenüber, Konrad Bayer, stützt derweil die Stirn dezent, eher unscheinbar am Zeigefinger ab, nämlich an jenem Finger, der ansonsten den IQ des Visavis anzeigt. Zwei stummfilmreife Dichter.
Künstlerhände bei der Arbeit - bei der Eigenwerbung (beim Autogrammegeben). Der Markenartikel Warhol verbreitet da seine Berühmtheit eigenhändig und bringt seinen ruhmreichen Namen unters Volk: "Andy." Mitunter reicht dem Hubmann, was die Menschen zwischen den Ohren haben. Giacometti hat sowieso ein Gesicht, wenn nicht das Gesicht in Künstlerkreisen. Oder eines davon. Schließlich hat Kokoschka ja auch eins. Und Arnulf Rainer könnte eine ganze Kleinstadt mit Physiognomie ausstatten. Und Hubmann hat offensichtlich die Begabung, dass sich die Fotografierten vor seiner Kamera bereitwillig herzeigen. Lebensvolle, auratische Künstlerporträts. Noch bis 20. September in der Galerie Hofstätter (Bräunerstraße 7).
Irgendwie abstrakt, aber eindeutig Landschaften (die sich in Ruhe und Gelassenheit üben). Dabei setzt Heinz Göbel (bis 27. September in der Galerie Contact, Singerstraße 17) sparsame Akzente am rechten Fleck, die fast schon Persönlichkeit haben. Etwa der Monolith, der sich sozusagen schlafen gelegt hat.

Erschienen am: 05.09.2003

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