Hauptausgabe vom 11.09.2002 - Seite 008
PRIX ARS GALA: Die Goldenen Digital-Nicas flatterten durch das ORF-Landesstudio OÖ

Spektakuläre Rechenleistung neben klarer Kunst

VON IRENE JUDMAYER

Zweischneidig sind die Prämierungen des Prix Ars Electronica seit seiner Gründung. Obwohl dieser weltweit einzigartige und wesentlichste Preis das Wort "Ars" also "Kunst" im Titel trägt, standen zumeist jene auf dem obersten Stockerl, die mit der spektakulärsten Rechnerleistung - daraus resultierend - ebenso spektakuläre optische Effekte zustande brachten.

Nun - sechzehn Ausgaben hat der Preis gebraucht, um endlich aus der Anbetung des "Bleistifts", also aus der Prämierung der technischen Mittel hin zur Prämierung der künstlerischen Potenz zu finden.

Im Rahmen der Prix Gala wurden gestern im ORF-Landesstudio OÖ von den Sponsoren voest, Telekom, PSK und heimischen Politikern die Goldenen Nicas für zwei Net-Bereiche, für interaktive Kunst, Animation, digitale Musik und digitalen Nachwuchs übergeben. Wobei wie berichtet in der Königsdisziplin Animation die Goldene Nica wieder einmal an die Pixar Studios und somit an perfekte Rechnerleistung ging.

Erfreulich ist jedenfalls die Jury-Entscheidung in der Interaktion für die Installation "n-cha(n)t" von David Rokeby, bei der Computer untereinander und mit akustischen Störungen von außen kommunizieren. Erfreulich sind auch die beiden Net-Nicas für Josh On/ Futurefarmers mit "They Rule" und "Carnivore" der Radical Software Group. Solides Kompositionshandwerk vom Digitalpionier Yasunao Tone siegte im Musikbereich - hier prämierte man wohl das Lebenswerk eines Langgedienten ¼

Etwas unverständlich bleibt die Entscheidung für Karola Hummer (Goldene Nica des U19- Nachwuchsbewerbs "freestyle computing), die aus mathematischen Rechnerfunktionen Bildwerke montierte. Das ist weder "freestyle" noch - im Gegensatz zur Arbeit "Arena", von dem mit einer Auszeichnung bedachten Aschacher Philipp Luftensteiner - besonders originell.

Moderiert von Karin Resetarits, die sich im ORF-Jugendlichkeitszwang als absurde Mischung aus gealterter Zopferl-Heidi und Spice Girlie präsentierte, lief die TV-Gala in unruhiger Regie (vor ständig unruhigem Hintergrund) ab. Absurd war auch, dass der mittlerweile inflationär präsente Autor Franzobel vom ORF als in der Kunst unbedarfter Ars-Besucher ausgegeben wurde¼


© Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.