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"Hinter den Gärten"

Der Meister und die Elfenkönigin

02. September 2011 17:35

Das Essl-Museum zeigt die erste gemeinsame Ausstellung des malenden Ehepaares Neo Rauch und Rosa Loy

 Die Schau  fordert den Vergleich zweier unterschiedlicher Malereipositionen heraus.

Klosterneuburg - Allein der Machismo im deutschen Kunstbetrieb sei schuld, dass seine Frau bisher nicht die verdiente Anerkennung bekommen habe, wetterte Starkünstler Neo Rauch recht emotional bei der Pressekonferenz im Essl-Museum. Erstmals stellt der Maler, für dessen millionenteure Werke die Sammler Schlange stehen, mit seiner "Kollegin" Rosa Loy aus. Als Leipziger Kunststudenten verliebten sie sich noch vor der Wende und schaffen nun bereits 28 Jahre lang in benachbarten Ateliers jeder seine eigene Kunst.

Die Kunstgeschichte ist freilich voll von "übersehenen" OEuvres von Künstlergattinnen. Besonders schroff illustriert der Spielfilm Pollock diese Missachtung: Als Kunstsammlerin Peggy Guggenheim das Atelier der Malerin Lee Krasner betritt, wendet sie sich kopfschüttelnd von deren Gemälden ab und jubelt erst zwei Räume weiter vor den "Drippings" von Krasners Gatten Jackson Pollock. Laut Katalogtext sah sich Karl-Heinz Essl hingegen sehr genau in Rosa Loys Studio um und schlug dem erfreuten Künstlerpaar die gemeinsame Ausstellung vor.

Mehr noch als andere Ausstellungen zweier Malereipositionen fordert die Schau Hinter den Gärten den Vergleich heraus. Es fehlt den figurativen Stilen von Rauch und Loy nicht an Überschneidungspunkten, auch wenn sie grundverschieden malen. Beide kreieren eskapistische Traumwelten, die deutsche Romantik und sozialistisches Industriepathos parodieren. In ihren Anfängen stärker an einem grafischen Stil orientiert, haben beide heute keine Scheu vor ausgefallenen Couleurs, zeigen eine Nähe zu Comics und thematisieren durch gestisch-abstrakte Passagen immer wieder die Malerei an sich.

Entgegengesetzte Ziele

Trotzdem wäre wahrscheinlich kein Kurator auf die Idee gekommen, die beiden Positionen zusammenzuspannen, verfolgen Künstlerin und Künstler doch geradezu entgegengesetzte Ziele. Während Rauch, der oft als eine Galionsfigur des erstarkten deutschen Neokonservatismus dargestellt wurde, in seinen detailbesessenen Szenen auf Virtuosität, Feinheit, Verdichtung und Tiefe abzielt, pflegt Loy eher leichthändiges "bad painting". Die Gesichter ihrer ausschließlich weiblichen Protagonisten bleiben oft puppenhaft und schematisch. Zudem setzt die 53-jährige Malerin perspektivische und proportionale Verzerrungen ein, die Ideale "guter Malerei" ironisch konterkarieren.

Nun macht schon der erste Saal deutlich, dass Rosa Loy in dieser ihrer ersten Museumsschau die größere Aufmerksamkeit erhalten soll. So schmückt die Stirnwand nicht etwa Rauchs Großformat Das alte Lied, dessen raffiniert ineinander montierte Räume faszinieren, sondern drei kleinere der in Kasein-Technik gemalten Bilder seiner Frau. Loys Arbeiten dominieren die Schau zahlenmäßig; eine längere Verweildauer ernten Rauchs schlichtweg interessantere Tableaus.

Dem Manne die Geschichte, der Frau die Natur: So klischeehaft könnte die Gegenüberstellung von historischen und militärischen Zitaten bei Rauch und surrealem Naturidyll bei Loy interpretiert werden. Ein Verdienst kommt dem zweifelhaften Ausstellungsdoppel in Klosterneuburg dennoch zu, locken doch Loys freche Elfen, Grazien und Gärtnerinnen den absurden Humor in Neo Rauchs Malerei hervor, wenn sie über die rätselhaften Rituale von dessen Bartträgern zu kichern scheinen.   (Nicole Scheyerer / DER STANDARD, Printausgabe, 3./4.9.2011)

Bis 16. 11.

04.09.2011 14:24
Warum dann auch im Standard kein Bild von Loy?

Auch derStandard scheint sich in die Reihe der Frauenleugner einzureihen. Da gibt es schon eine Ausstellung die beide zeigt, aber als Koeder gibt es nur ein Bild von Rauch, nicht von Loy. Bzw mehrere Bilder ohne Zuschreibung.

schöne Kunst
04.09.2011 09:12

komisch, warum der persiflierte Ostblockrealismus so viel kommerziellen Anklang findet?
Die fade Oberflächenästhetik, die mit nichts zu einer tiefer gehenden Interpretation verführen kann, erfüllt offenbar den Publikumswunsch nach bequemer, von Problemen jeder Art unbelasteter Kunstapperzeption.

03.09.2011 15:48
Kein Kommentar ist auch ein Kommentar

04.09.2011 00:10
Kein Kommentar ist auch kein Kommentar

04.09.2011 06:28
ein Kommentar ist ein Kommentar

schöne Kunst
04.09.2011 09:06
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ansehen und dann unken!

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