diepresse.com
zurück | drucken

25.10.2006 - Kultur&Medien / Kultur News
Kunstmesse Paris: Mehr Prestige, weniger Platz
VON JENS E. SENNEWALD
FIAC im Grand Palais, drei Gegenmessen und zwei neue Museen.

Gino De Dominici zeigte 1990 in Grenoble seines: 24 Meter lang. Adel Abdessemed hängte seines mit 15 Metern im Palais de Tokyo auf. Nun kommt Gloria Friedman mit einem lebensgroßen, das höhnisch seine lange Spitznase dem Publikum entgegenstreckt: Skelette sind in.

Angesichts eines überbordenden Kunstmarkts in Vanitas-Stimmung will man anscheinend noch mal richtig Spaß haben. Den hat man sicher auf der diesjährigen FIAC, die nach 13 Jahren wieder ins Grand Palais zurückgekehrt ist. 25% mehr Nachfrage bescherte der Prestige-Ort, allerdings auch 25% weniger Platz.

Während Köln zum 40-jährigen Jubiläum nachlässt, zogen die Stände im Glaspalast, das Zelt für Jung-Galerien und Design im Cour Carrée des Louvre oder der (vergleichsweise langweilige) Skulpturen-Walk in den Tuilerien insgesamt 49 Neuzugänge an. Darunter Michael Werner (Köln), James Goodman (New York), Sadie Coles (London). Klassiker bringen One-Man-Shows, etwa Thaddaeus Ropac mit Tony Cragg, Marian Goodman mit Boltanski - der auch eine Arbeit entlang der neuen Pariser Straßenbahnlinie installieren wird.

Die FIAC 2006 ist ein Superbooster, schleudert gleich drei Off-Messen und zahllose Parallelveranstaltungen in die Stadt. In Österreich hat man das noch nicht vernommen. Auf der FIAC keine Neuzugänge, die Off-Messen bleiben ganz ohne heimische Beteiligung. Immerhin zeigen Insam, Krinzinger, Layr:Wuestenhagen, Nächst St. Stephan und Thoman gewohnte Qualität.

Darunter Werner Reiterer (gerade im Palais de Tokyo mit einer witzigen Intervention, neben Krinzinger durch Loevenbruck und Nicolas Krupp vertreten), Walter Pichler (frühe "radikale Architekturen" bei Thoman, mit einer großen Skulptur von Franz West auch in den Tuilerien präsent), Agnieszka Kalinowska (bei Schwarzwälder) oder, mit einem interessanten Themenschwerpunkt auf Text und Schrift, Bitter/Weber, Stefan Sandner oder Ken Lum (bei Insam).

Mehr als die Galerien haben Österreichs junge Künstler den Ruf aus Paris vernommen: Rita Vitorelli ist in einer sehenswerten Ausstellung bei Frank Elbaz vertreten, Marlene Haring wird am Sonntag im Rahmen der von Christoph Weber kuratierten Gruppenschau bei Jocelyn Wolff eine Performance geben.

In Sonderbussen oder auf Booten zwischen Louvre und Grand Palais, zu Fuß im neuen Hotspot Paris-Ost (Off-Messe SLICK), im Luxushotel Kube (DiVA) oder im Espace Cardin (Show Off) soll das Paris-Flair den Sammlern die Taschen öffnen. Und demnächst gibt es noch mehr zu erlaufen: Gerade machte Kulturminister Renaud Donnedieu de Vabre 50 Millionen Euro locker für die Einrichtung eines europäischen Zentrums für zeitgenössische Kunst auf der von Millionär François Pinault Richtung Venedig verlassenen Seine-Insel Ile de Seguin. Und 2010 soll das neue Sammlermuseum von Frank Gehry für den Multimillionär Bernard Arnault eingeweiht werden.

26.-30. 10., www.fiacparis.com

© diepresse.com | Wien