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Kunstberichte

Eine Foto-Ausstellung erinnert an den Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Kunsthistorischen Museums

Chronik einer Zertrümmerung

Alles war hin: Im Bild die beschädigte Statue der Pallas Athene, die von der Kuppel des Kunsthistorischen Museums fiel. Wien, Kunsthistorisches Museum

Alles war hin: Im Bild die beschädigte Statue der Pallas Athene, die von der Kuppel des Kunsthistorischen Museums fiel. Wien, Kunsthistorisches Museum

Von Petra Rathmanner

Diese Wiederaufbau-Feiern nehmen einfach kein Ende: Nach den Jubiläums-Premieren in Burg und Staatsoper ruft nun Wilf-ried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen Museums (KHM), in Erinnerung, dass auch "Österreichs bedeutendstes Museum" (Seipel) bei Bombenangriffen schwer beschädigt wurde.

Mit der kleinen, aber wohlfeilen Foto-Ausstellung "Getroffen, doch nicht vernichtet" ist es dem Haushistoriker Herbert Haupt gelungen, nicht nur einen Eindruck vom Ausmaß der Zerstörung zu geben, sondern er gemahnt auch an die Bemühungen der einstigen Mitarbeiter. Wie Franz Prohaska, der bei einem Löschversuch erschossen wurde, haben sie sich zum Teil mit ihrem Leben dafür eingesetzt, das historische Gebäude vor dem Schlimmsten zu bewahren.

Es sind vor allem die akribischen Notizen von Fritz Eichler, die einen nachhaltig berühren. Der damalige Direktor der Antikensammlung lebte in jenen verheerenden letzten Kriegstagen rund um die Uhr im Museum und führte minutiös über jeden Fliegeralarm Buch. Diese lakonisch-nüchterne Chronik der schrittweisen Zertrümmerung kann man nun wie ein Hörspiel inklusive Sirenengeheul vernehmen.

Die Schau thematisiert auch den langjährigen Wiederaufbau, das KHM war erst 1960 vollständig renoviert, sowie die mühevolle Rückkehr der Kunstwerke, die während des Kriegs an sicheren Orten außerhalb Wiens verwahrt waren.

Doch etwas trübte bei der Eröffnung Seipels Laune: Die seit dem Krieg verschollene Büste des Malers Moritz von Schwind tauchte jüngst zwar wieder auf, aber sie wurde nicht an ihren angestammten Platz, den Garten des KHM gebracht, sondern gestern im Donizetti-Salon der Wiener Staatsoper enthüllt.

Dienstag, 08. November 2005


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