Diese Wiederaufbau-Feiern nehmen einfach kein
Ende: Nach den Jubiläums-Premieren in Burg und Staatsoper ruft nun
Wilf-ried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen Museums (KHM), in
Erinnerung, dass auch "Österreichs bedeutendstes Museum" (Seipel) bei
Bombenangriffen schwer beschädigt wurde.
Mit der kleinen, aber wohlfeilen Foto-Ausstellung "Getroffen, doch
nicht vernichtet" ist es dem Haushistoriker Herbert Haupt gelungen, nicht
nur einen Eindruck vom Ausmaß der Zerstörung zu geben, sondern er gemahnt
auch an die Bemühungen der einstigen Mitarbeiter. Wie Franz Prohaska, der
bei einem Löschversuch erschossen wurde, haben sie sich zum Teil mit ihrem
Leben dafür eingesetzt, das historische Gebäude vor dem Schlimmsten zu
bewahren.
Es sind vor allem die akribischen Notizen von Fritz Eichler, die einen
nachhaltig berühren. Der damalige Direktor der Antikensammlung lebte in
jenen verheerenden letzten Kriegstagen rund um die Uhr im Museum und
führte minutiös über jeden Fliegeralarm Buch. Diese lakonisch-nüchterne
Chronik der schrittweisen Zertrümmerung kann man nun wie ein Hörspiel
inklusive Sirenengeheul vernehmen.
Die Schau thematisiert auch den langjährigen Wiederaufbau, das KHM war
erst 1960 vollständig renoviert, sowie die mühevolle Rückkehr der
Kunstwerke, die während des Kriegs an sicheren Orten außerhalb Wiens
verwahrt waren.
Doch etwas trübte bei der Eröffnung Seipels Laune: Die seit dem Krieg
verschollene Büste des Malers Moritz von Schwind tauchte jüngst zwar
wieder auf, aber sie wurde nicht an ihren angestammten Platz, den Garten
des KHM gebracht, sondern gestern im Donizetti-Salon der Wiener Staatsoper
enthüllt.
Dienstag, 08. November
2005