Volpinum: Helmut Pfeuffer/"Körper", Arbeiten 1967 bis 2002
Seine schlachtenden Blicke
Von Claudia Aigner
Prometheus? Ach der mit der Schrumpfleber. Wir erinnern uns
an diese womöglich erste bezeugte, vermutlich legendärste "Leberzirrhose"
im Abendland, an der der autodidaktische Menschenbastler Prometheus
gelitten hat, freilich an einer Leberschrumpfung durch eine unsachgemäße,
brutaldarwinistische Biopsie - mit dem Adlerschnabel nämlich.
Fairerweise muss man das Ganze auch einmal von der Warte des Adlers
aus betrachten, dem diese sich selbst täglich erneuernde, weil
unsterbliche Jause Linderung verschafft hat im harten Kampf ums Essen, das
ihm ja ansonsten gern davonlief und -hoppelte. Aber das tut hier
eigentlich nichts zur Sache. Von Interesse ist vielmehr, dass sich auch
Helmut Pfeuffer (bis 17. April im Volpinum, Theresiengasse Nr. 25-27)
lebhaft an diese eineinhalb Kilo erinnert, die man gemeinhin Leber nennt.
Beziehungsweise gedenkt er der deutlichen Gewichtsschwankungen im rechten
Oberbauch des Prometheus. Mit springlebendigem, sprich: expressivem
Pinsel. Freilich macht Pfeuffer, der die ekstatischen Leiber und die
frenetischen Landschaften liebt und der in beiden herumackert, eine
fleischgewordene Landschaft daraus. Und ein Sinnbild des leidenden
Menschen, der sozusagen den Umständen (in diesem Fall: dem Adler im
Landeanflug) ausgeliefert ist. Der typische Pfeuffer-Mensch ist
"kreatürlich", psychisch und körperlich wenigstens ein bisschen geschunden
und bloßfüßig bis zum Skalp, also zeitlos nackt. Und jedenfalls die Männer
sind bar jeder Frisur. Und manchmal ist alles vielleicht ein wenig
übertrieben inbrünstig. Die Bilder, die man, ohne das jetzt abschätzig
verstehen zu wollen, am ehesten "klassisch expressionistisch" nennen
könnte, kommen mit voller Wucht daher. Überall liegt die gequälte,
verrenkte (oder wollüstige) Physis in existenziellen Nöten herum. Die sich
windenden Fleischklumpen. Oder Antäus ("Pathetische Figur III", 1981),
jener notorische Raufbold, der später am Herkules gescheitert ist, hockt
auf seiner Mutter, der Erde. In tragischer Ahnungslosigkeit. Er weiß da ja
noch nicht, dass ihm der Herkules blüht. Bekanntlich war Antäus
praktisch unbesiegbar, weil er sich im Kampf quasi mit den Fußsohlen
(folglich durch Bodenkontakt) immer wieder neue Lebensenergie und
Körperkraft von seiner Mutter Erde "downgeloaded" hat. Bis der Mister
Universum der alten Griechen und Römer, Herkules, ihn hochgehoben und
seinen Nachschub unterbrochen hat. Da war's dann um ihn geschehen. Und
Pfeuffer (1933 in Schweinfurt/Main geboren) wirft nun auf den
bildbeherrschenden Rücken des Antäus den grobschlächtigen, um nicht zu
sagen: schlachtenden Blick des Fleischhauers, der sich schon die
saftigsten Stückeln aussucht. Früher, noch in seinem (im besten Sinne)
melodramatisch dekorativen Hysteriezyklus (1972) mit exaltierten Posen und
ausgelassenen, hysterisch verdrehten Anatomien, spielten die Konturen (und
die Flächen) noch eine entscheidende Rolle. Koloristisch hat Pfeuffer auch
"was auf dem Kasten". Etwa wenn sich in "Hysterie I" ein Rosa subtil durch
alle Farben durchzieht, sich bei allen Farben einschmeichelt. Sogar jetzt,
wo sich inzwischen Mensch und Landschaft mitunter ineinander auflösen und
der Pinsel rabiater geworden ist, sind eine gewisse farbliche Disziplin
und die spannungsreiche Farbschönheit ins Auge stechend. Irgendwie.
Erschienen am: 18.02.2004 |
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