Leasen ist populär! Das zeigen die
jährlich steigenden Zulassungszahlen geleaster PKWs. Diese erfolgreiche
Finanzierungsvariante hat die Stadt Linz nun schon seit einigen Jahren
auch für bestimmte Bereiche ihrer Kulturförderung adaptiert.
Skulpturen für den öffentlichen Raum kauft man nicht, man least sie.
Streng genommen handelt es sich um eine monatliche Miete, weil die
Kunstwerke nach Ablauf der Leasingzeit nicht angekauft werden. Deshalb
tritt die Stadt Linz während der gesamten Ausstellungszeit auch als eine
Art Kunstvermittlerin auf, indem sie versucht, KäuferInnen für die
aufgestellten Objekte zu finden.
Die Idee hinter dieser alternativen Art der Kunstförderung ist es, den
öffentlichen Raum zyklischen Veränderungen zu unterwerfen. In zwei
Jahresabständen werden die aufgestellten Skulpturen durch neue ersetzt.
Während dieser Zeit bekommen die KünstlerInnen eine monatliche
Abschlagszahlung als indirekte Kunstförderung überwiesen.
Kunst und Imagewandel
![Christiane Friedrich: Pflanzenwagen (Zum Vergrößern anklicken)](00060553-Dateien/6-pflanzenwagen-t.gif) |
Christiane Friedrich: Pflanzenwagen (Zum
Vergrößern anklicken) |
Mittlerweile
sind fast alle öffentlichen Plätze, Parks oder Gärten durch eine
jahrzehntelange Dauerausstellung von Großskulpturen besetzt. Die
aufgestellte Szenerie bleibt statisch, wie die Großplastiken des Forum
Metall aus den 70ern im Linzer Donaupark. Allerdings haben diese anfangs
umstrittenen Objekte mittlerweile einen wesentlichen Beitrag zur
Neuorientierung der Stadt geleistet. Das schmutzige Stahlstadtimage von
einst ist fast schon Geschichte. Dank der Ars Electronica und des
Brucknerfestes hat sich die nationale und internationale Wahrnehmung der
Stadt nachhaltig verändert und die umstrittenen Metallskulpturen von
damals sind heute ihrerseits bereits zu neuen Wahrzeichen geworden.
Allerdings, die Ausstellungsflächen sind begrenzt. Um den
zeitgenössischen Entwicklungen in den Bereichen Bildhauerei, Metallplastik
und Objektkunst eine Möglichkeit der Präsenz im öffentlichen Raum zu
geben, ist die Begrenzung der Ausstellungszeiten ein interessanter Ansatz.
Genau diesen Weg geht die Stadt Linz im Botanischen Garten.
Skulpturentausch
Insgesamt acht KünstlerInnen stellen heuer für die nächsten zwei Jahre
ihre Skulpturen auf. Mit der Auswahl der KünstlerInnen sowie ihrer
Arbeiten ist auch diesmal wieder der Bildhauer Theo Blaikner von der Stadt
Linz betraut worden. Für die nächsten zwei Jahre werden auf der Gugl Werke
von Waltraud Viehböck, Wolfgang Gollner, Peter H. Wiener, Pepi Maier und
Rainer Füreder zu sehen sein.
Fast 100.000 Besucher haben im Vorjahr den Garten besucht. Nicht nur
die Schönheit der Natur kann man dann betrachten: Durch die Skulpturen
wird der Botanische Garten um die Funktion einer Open-Air-Galerie
erweitert.
Naturschönes und Kunstschönes
Die gesellschaftlichen Zugänge zur Kunst und Natur sind einem ständigen
Wandel unterworfen. Wurde im französischen Garten die Natur in streng
geometrische Formen gepresst, so galt im englischen Garten der Slogan
"Zurück zur Natur". Auch wenn wir alle von ihr reden, die reine,
authentische Natur ist in Ermangelung ihrer Existenz mittlerweile zum
Mythos geworden.
Kunstobjekt Garten
Der Mensch als regulierendes und gestaltendes Wesen will nicht nur
Zuseher sein, er ist neugierig und will mehr über die Dinge, die ihn
umgeben, erfahren - zum Beispiel im Botanischen Garten. Über 10.000
verschiedene Pflanzenarten kann man dort bestaunen und mitunter - vor
Heuschnupfenallergien wird hier ausdrücklich gewarnt - auch sinnlich
beschnuppern.
Der Botanische Garten ist von Anbeginn eine Mischung verschiedenster
Gattungen von Natur und Kunst. Der Garten ist gestaltet, aber nicht
theatralisch inszeniert. Er ist der Natur nicht höhergestellt, er bietet
nur die Möglichkeit des Betrachtens und des Kennenlernens. Der Botanische
Garten zeigt Natur, ohne belehrend zu sein aber er zeigt auch Kunst, ohne
dabei künstlich zu sein. Vor allem muss niemand - und da ist vielen schon
geholfen - die Barriere eines Museums überwinden.
![Hartwig R. Mülleitner: Das Gegenprinzip (Zum Vergrößern anklicken)](00060553-Dateien/6-gegenprinzip-t.gif) |
Hartwig R. Mülleitner: Das Gegenprinzip (Zum
Vergrößern anklicken) |
Das
Zusammentreffen von gestalteter, sich verändernder Natur und bearbeiteter
natürlicher und/oder künstlicher Materialien ermöglicht ein ständig neues
Erleben des selben Ortes. Wie die Landschaftsbilder im Jahreszyklus, ist
auch die Kunst ständiger Veränderung unterworfen - nur der Zeitraum ist
ein wenig länger: Sind es in den klassischen französischen Gärten die
barocken Engel aus Stein, die mit Flechten und Moosen überzogen sind und,
so scheint es, ihren Standplatz für die Ewigkeit gefunden haben, so ist es
im Botanischen Garten der Reiz des Temporären, des Neuen.
Wahrscheinlich liegt die Faszination im Zusammenspiel von Natur und
Kunst einfach darin, dass die Kunst aus der Natur schöpft und so immer
wieder Neues schafft. Der Stein wird behauen und bildhaft gestaltet,
vielleicht wird so auch nur verstärkt, was die Natur schemenhaft bereits
angedeutet hat.
Bei Metallen wirkt der Eingriff des Menschen am offensichtlichsten, sie
verursachen den stärksten Kontrast. Auch hier kann der direkte Vergleich
von Kunst und Natur behilflich sein und eine Synergie eingehen, denn das
Schöne ist, beide können für sich alleine stehen. In der
Wechselausstellung des Skulpturenparks im Botanischen Garten geht das
Naturschöne mit dem Kunstschönen eine gelungene und vor allem zeitlich
befristete Symbiose ein, denn möglichst viele Künstler wollen von diesem
System profitieren.