Kunst im Garten

Im Zwei-Jahres-
Rhythmus werden die im Botanischen Garten der Stadt Linz aufgestellten Skulpturen gewechselt. Dahinter steht eine alternative Kulturförderung der Stadt.
Von Andreas Wolf.


Leasen ist populär! Das zeigen die jährlich steigenden Zulassungszahlen geleaster PKWs. Diese erfolgreiche Finanzierungsvariante hat die Stadt Linz nun schon seit einigen Jahren auch für bestimmte Bereiche ihrer Kulturförderung adaptiert.

Skulpturen für den öffentlichen Raum kauft man nicht, man least sie. Streng genommen handelt es sich um eine monatliche Miete, weil die Kunstwerke nach Ablauf der Leasingzeit nicht angekauft werden. Deshalb tritt die Stadt Linz während der gesamten Ausstellungszeit auch als eine Art Kunstvermittlerin auf, indem sie versucht, KäuferInnen für die aufgestellten Objekte zu finden.

Die Idee hinter dieser alternativen Art der Kunstförderung ist es, den öffentlichen Raum zyklischen Veränderungen zu unterwerfen. In zwei Jahresabständen werden die aufgestellten Skulpturen durch neue ersetzt. Während dieser Zeit bekommen die KünstlerInnen eine monatliche Abschlagszahlung als indirekte Kunstförderung überwiesen.

Kunst und Imagewandel

Christiane Friedrich: Pflanzenwagen (Zum Vergrößern anklicken)
Christiane Friedrich: Pflanzenwagen (Zum Vergrößern anklicken)
Mittlerweile sind fast alle öffentlichen Plätze, Parks oder Gärten durch eine jahrzehntelange Dauerausstellung von Großskulpturen besetzt. Die aufgestellte Szenerie bleibt statisch, wie die Großplastiken des Forum Metall aus den 70ern im Linzer Donaupark. Allerdings haben diese anfangs umstrittenen Objekte mittlerweile einen wesentlichen Beitrag zur Neuorientierung der Stadt geleistet. Das schmutzige Stahlstadtimage von einst ist fast schon Geschichte. Dank der Ars Electronica und des Brucknerfestes hat sich die nationale und internationale Wahrnehmung der Stadt nachhaltig verändert und die umstrittenen Metallskulpturen von damals sind heute ihrerseits bereits zu neuen Wahrzeichen geworden.

Allerdings, die Ausstellungsflächen sind begrenzt. Um den zeitgenössischen Entwicklungen in den Bereichen Bildhauerei, Metallplastik und Objektkunst eine Möglichkeit der Präsenz im öffentlichen Raum zu geben, ist die Begrenzung der Ausstellungszeiten ein interessanter Ansatz. Genau diesen Weg geht die Stadt Linz im Botanischen Garten.

Skulpturentausch

Insgesamt acht KünstlerInnen stellen heuer für die nächsten zwei Jahre ihre Skulpturen auf. Mit der Auswahl der KünstlerInnen sowie ihrer Arbeiten ist auch diesmal wieder der Bildhauer Theo Blaikner von der Stadt Linz betraut worden. Für die nächsten zwei Jahre werden auf der Gugl Werke von Waltraud Viehböck, Wolfgang Gollner, Peter H. Wiener, Pepi Maier und Rainer Füreder zu sehen sein.

Fast 100.000 Besucher haben im Vorjahr den Garten besucht. Nicht nur die Schönheit der Natur kann man dann betrachten: Durch die Skulpturen wird der Botanische Garten um die Funktion einer Open-Air-Galerie erweitert.

Naturschönes und Kunstschönes

Die gesellschaftlichen Zugänge zur Kunst und Natur sind einem ständigen Wandel unterworfen. Wurde im französischen Garten die Natur in streng geometrische Formen gepresst, so galt im englischen Garten der Slogan "Zurück zur Natur". Auch wenn wir alle von ihr reden, die reine, authentische Natur ist in Ermangelung ihrer Existenz mittlerweile zum Mythos geworden.

Kunstobjekt Garten

Der Mensch als regulierendes und gestaltendes Wesen will nicht nur Zuseher sein, er ist neugierig und will mehr über die Dinge, die ihn umgeben, erfahren - zum Beispiel im Botanischen Garten. Über 10.000 verschiedene Pflanzenarten kann man dort bestaunen und mitunter - vor Heuschnupfenallergien wird hier ausdrücklich gewarnt - auch sinnlich beschnuppern.

Der Botanische Garten ist von Anbeginn eine Mischung verschiedenster Gattungen von Natur und Kunst. Der Garten ist gestaltet, aber nicht theatralisch inszeniert. Er ist der Natur nicht höhergestellt, er bietet nur die Möglichkeit des Betrachtens und des Kennenlernens. Der Botanische Garten zeigt Natur, ohne belehrend zu sein aber er zeigt auch Kunst, ohne dabei künstlich zu sein. Vor allem muss niemand - und da ist vielen schon geholfen - die Barriere eines Museums überwinden.

Hartwig R. Mülleitner: Das Gegenprinzip (Zum Vergrößern anklicken)
Hartwig R. Mülleitner: Das Gegenprinzip (Zum Vergrößern anklicken)
Das Zusammentreffen von gestalteter, sich verändernder Natur und bearbeiteter natürlicher und/oder künstlicher Materialien ermöglicht ein ständig neues Erleben des selben Ortes. Wie die Landschaftsbilder im Jahreszyklus, ist auch die Kunst ständiger Veränderung unterworfen - nur der Zeitraum ist ein wenig länger: Sind es in den klassischen französischen Gärten die barocken Engel aus Stein, die mit Flechten und Moosen überzogen sind und, so scheint es, ihren Standplatz für die Ewigkeit gefunden haben, so ist es im Botanischen Garten der Reiz des Temporären, des Neuen.

Wahrscheinlich liegt die Faszination im Zusammenspiel von Natur und Kunst einfach darin, dass die Kunst aus der Natur schöpft und so immer wieder Neues schafft. Der Stein wird behauen und bildhaft gestaltet, vielleicht wird so auch nur verstärkt, was die Natur schemenhaft bereits angedeutet hat.

Bei Metallen wirkt der Eingriff des Menschen am offensichtlichsten, sie verursachen den stärksten Kontrast. Auch hier kann der direkte Vergleich von Kunst und Natur behilflich sein und eine Synergie eingehen, denn das Schöne ist, beide können für sich alleine stehen. In der Wechselausstellung des Skulpturenparks im Botanischen Garten geht das Naturschöne mit dem Kunstschönen eine gelungene und vor allem zeitlich befristete Symbiose ein, denn möglichst viele Künstler wollen von diesem System profitieren.

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