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Schlingensiefs Operndorf in Afrika mit Schule eröffnet

10.10.2011 | 10:42 |  (DiePresse.com)

Christoph Schlingensiefs letztes Großprojekt wird schrittweise Wirklichkeit: Der erste Bauabschnitt des Operndorfs wurde am Samstag eröffnet. Demnächst folgen eine Krankenstation und ein Festspielhaus.

"Von Afrika lernen": Unter diesem Motto hat der Theatermacher Christoph Schlingensief seine Idee eines Operndorfs im westafrikanischen Staat Burkina Faso entwickelt. Gut ein Jahr nach seinem Tod wurde am Samstag das Operndorf mit einer Schule in der Nähe der Hauptstadt Ouagadougou eröffnet. Die Witwe des deutschen Regisseurs, Aino Laberenz, dankte bei der Feier allen Unterstützern, dass sie den Glauben an die Idee ihres Mannes bewahrt hätten. "Leider ist Christoph nicht mehr hier, aber ich bin mir sicher, dass er jetzt irgendwo sitzt und zuguckt", sagte die 30-jährige Kostümbildnerin. Die Schule ist der erste von insgesamt drei Bauabschnitten. Als nächstes soll eine Krankenstation folgen, zum Schluss das eigentliche Festspielhaus.

Rund 500 Gäste waren zu der Eröffnung gekommen. Auch der Kulturminister und die Bildungsministerin von Burkina Faso nahmen teil. Bildungsministerin Koumba Boly überbrachte die Grüße des Präsidenten: "Die Regierung wird alles tun, damit der Traum von Christoph Schlingensief weiterlebt."

Schmelztiegel von Leben und Kunst

Schlingensief, einer der wichtigsten zeitgenössischen Film-, Theater- und Opernregisseure, hatte das Operndorf als einen Schmelztiegel von Leben und Kunst geplant. Er war im vergangenen Jahr nur einige Monate nach der Grundsteinlegung an Krebs gestorben. Seine Frau führt das Projekt mit einem Unterstützerteam weiter.

Zu der Feier zeigte der Theateraktivist Wilfrid Bambara mit Künstlern und mehr als 70 Jugendlichen aus den umliegenden Dörfern das Projekt "Dodo Opera Connection" - eine Mischung aus burkinischer Tanztradition und zeitgenössischer Aktionskunst. Am späteren Nachmittag klang das Fest mit einem "Dorfgespräch" aus, bei dem Macher, Schüler und Eltern ihre Vorstellungen einbringen konnten.

Auch Film-, Kunst- und Musikklassen

In der Schule werden in den kommenden sechs Grundschuljahren jeweils 50 einheimische Buben und Mädchen aufgenommen. Neben dem normalen Unterricht gibt es auch Film-, Kunst- und Musikklassen, die den Kindern Freiraum für eine künstlerische Entfaltung geben sollen.

Unterstützt wird das Projekt vom Auswärtigen Amt, der Kulturstiftung des Bundes und dem Goethe-Institut.


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