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Mit Kunst gewinnt man keine Wahlen

28.04.2009 | 18:01 |  (Die Presse)

Der polnische Kulturminister und Karlheinz Essl sehen in der Krise eine Chance für die Kunst.

In Zeiten der Krise trennt sich die Spreu vom Weizen – auch im Kunstbetrieb. Beim „Politischen Salon“ im IWM in Wien wurde das Verhältnis von Kunst und Politik diskutiert und Kunstsammler Karlheinz Essl meint: „Der Peak der Auktionen, das Maß des Kunstmarkts, war an dem Tag, an dem bei Sotheby's 140 Millionen Euro für Damien Hirsts Kunstwerke gezahlt wurden. Danach ging es bergab.“ Am selben Tag brach die Bank der Lehman Brothers zusammen. Essl: „Die hohen Preise entwickelten sich, da es neben Sammlern auch Spekulanten gab, die auf schnelles Geld aus waren. Seit der Krise sind die Spekulanten weg.“ Große Galerien stellen sich auf ein, zwei Jahre Ebbe ein. Ob man jetzt den Staat um Hilfe bitten muss? „Die Museen werden doch seit Jahren ausgetrocknet. Es gibt keine Ankaufsbudgets.“ Daran hat sich in der Krise nichts geändert, denn: „Politik ist auf Populismus ausgerichtet, aber Kunst ist nie mehrheitsfähig.“ Mit acht Prozent der Bevölkerung, die kunstaffin sind, werden keine Wahlen gewonnen.

Dem widerspricht Polens Kulturminister Bogdan Zdrojewski nicht. Er sieht in der Krise eine Chance: „Eventuell ändert sich der sachliche Wert des Kunstkonsums und Qualitäten werden überprüft.“ Zu viel staatliches Geld wird in die Mauern der Museen gesteckt (Betriebskosten), zu wenig in das, was darin geschieht. In der Krise fallen Sponsorengelder weg, der Staat muss einspringen. Doch die Länder geben nur 0,5 bis drei Prozent des Haushalts für Kultur aus. Da ist das Potenzial der privaten Investoren größer. „Aber dann wird wieder über die Absetzbarkeit von Kunst diskutiert“, meint Essl. Wichtiger wäre jedoch eine soziale Einstellung der Bevölkerung, in der es zum guten Ton gehört, sich für kulturelle Zwecke zu engagieren. vers


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